Film: Auf den Hund gekommen
In der schwarzen Komödie «Mon chien Stupide» stürzt ein schnaubendes Untier eine Familie ins Chaos. Regisseur Yves Attal und seine Frau Charlotte Gainsbourg spielen mit autobiografischem Stoff.
Inhalt
Kulturtipp 24/2019
Babina Cathomen
Wie ein Wildschwein bricht der riesige Hund grunzend durchs Geäst im Garten der Familie Mohen an der baskischen Küste in Frankreich – und lässt sich nicht mehr vertreiben. Henri, ein Mittfünfziger in der Midlife-Crisis, findet schnell Gefallen am sabbernden Vierbeiner, zumal dieser sich so danebenbenimmt, wie er es selbst gern würde. Vor 25 Jahren hat der Autor einen Bestseller geschrieben, seither fehlt ihm die Inspiration. Schuld daran gibt er nicht etwa ...
Wie ein Wildschwein bricht der riesige Hund grunzend durchs Geäst im Garten der Familie Mohen an der baskischen Küste in Frankreich – und lässt sich nicht mehr vertreiben. Henri, ein Mittfünfziger in der Midlife-Crisis, findet schnell Gefallen am sabbernden Vierbeiner, zumal dieser sich so danebenbenimmt, wie er es selbst gern würde. Vor 25 Jahren hat der Autor einen Bestseller geschrieben, seither fehlt ihm die Inspiration. Schuld daran gibt er nicht etwa sich selbst, sondern seinen vier Kindern, die er am liebsten gegen einen Porsche eintauschen würde. Seine Frau Cécile, die ihre Universitäts-Karriere für die Familie hintan- gestellt hat, versucht stets zu vermitteln zwischen ihrem zynischen Mann und dem verwöhnten Nachwuchs, der auch mit über 20 noch nicht ans Ausziehen denkt. Der tierische Mitbewohner, der den Namen «Stupide» erhält, gibt ihr allerdings den Rest. Und so setzt das «Untier» bei Cécile und ihren vier Kindern eine Entwicklung in Gang – und Henri findet sich plötzlich mutterseelenallein im grossen Haus wieder …
Identifikation mit der sarkastischen Hauptfigur
Der französische Regisseur Yvan Attal inszeniert diese schwarze Komödie nach dem Roman des US-Autors John Fante (1909–1983) mit Tempo, Witz, einem Schuss Melancholie und passender Musik des Jazzers Brad Mehldau. Einmal mehr spielt der Regisseur mit autobiografischen Elementen. Seit 28 Jahren ist er mit der Schauspielerin Charlotte Gainsbourg verheiratet und hat mit ihr drei Kinder. Im Film übernimmt er die Rolle von Henri, Gainsbourg gibt die desillusionierte Cécile und ihr Sohn Ben Attal den dauerkiffenden Sprössling Raphaël. «Ich habe mich total identifiziert mit diesem Schriftsteller (…), ein verbitterter, verbrauchter Typ, den seine Kinder ausgelaugt haben», sagte Yvan Attal in einem Interview. Und Charlotte Gainsbourg ergänzte: «Es gefällt mir, wie er unsere Macken und Lächerlichkeit in Fiktion umwandelt.» Und so kippt der Film vom Urkomischen zuweilen ins Tragische: Das gut situierte Paar muss sich zwar keine Existenzsorgen machen, vor den Enttäuschungen und Verletzungen in einer langjährigen Beziehung ist es aber auch nicht gefeit.
Mon chien Stupide
Regie: Yvan Attal
Ab Do, 14.11., im Kino