Da ist zum einen Zak. Er ist ein Mensch mit Down-Syndrom und lebt mit seinen 22 Jahren unter lauter alten Menschen im Pflegeheim. Zak hat keine Angehörigen und passt sonst nirgends hin. Sein grosser Traum: ein Profi-Wrestler werden. So wie The Salt Water Redneck, der auf alten VHS-Kassetten seine Wrest-ler-Schule anpreist. Zak hat sich diese Video-Spots im Heim wieder und wieder angeschaut. Und weiss: Dahin will er, zur Wrestling-Ausbildung in den Süden. Nur mit einer Unterhose bekleidet sucht er eines Nachts das Weite.
Da ist zum andern Tyler, ein Fischer, der sich mit der Konkurrenz angelegt hat. Er muss flüchten und nimmt das Boot, auf dem sich Zak unter einer Plane versteckt hält. Ein blinder Passagier, den Tyler so schnell wie möglich loswerden will.
Abenteuerlich-dramatisch und komisch zugleich
So entspinnt sich ein Roadmovie, das gleichzeitig ein Buddy-Film ist: Aus der Notgemeinschaft wird nach und nach eine Freundschaftsbande. Tyler lehrt seinen Kumpel schwimmen, schiessen, Whiskey trinken. Im Gegenzug lernt er selber, für Zak zu sorgen wie für einen Bruder. Gemeinsam fahren die beiden der Küste entlang, stapfen durch Felder, Sümpfe und Wälder. Sie begegnen Menschen, einem spendierfreudigen Tankstellenshop-Betreiber oder einem blinden schwarzen Prediger. Und segeln mit einem selbst gebauten Floss auf dem Meer.
Zwei Verfolger vom Fischerhafen sind Tyler auf den Fersen. Sie trachten ihm nach dem Leben. Und auch Zak wird gesucht. Die Heimleitung hat die Pflegerin Eleanor (Dakota Johnson) losgeschickt, um ihn zurückzubringen. So viel sei verraten: Weiter geht es zu dritt. Denn Tyler hat sein Versprechen gegeben, Zak in den Süden zu begleiten.
Bis schliesslich das Ziel erreicht ist. Doch die Wrestling-Schule hat längst dichtgemacht. Dennoch kann Zak bei einem «echten» Kampf im Ring mitmachen. Ob das gut kommt? Jedenfalls tritt er mit dem furchteinflössenden Kriegsnamen The Peanut Butter Falcon samt Karton-Kostüm an.
Gemacht ist dieser Film von Tyler Nilson und Michael Schwartz auf herzerfrischende und zugleich herzergreifende Art. Die besondere Männerfreundschaft berührt und hält abenteuerlich-dramatische sowie komische Momente bereit. Leicht könnte eine solche Geschichte in sentimentalen Kitsch kippen. Tut sie aber nicht.
Schauspieler mit Down-Syndrom
Bei einem Werk wie «The Peanut Butter Falcon» stellt sich die Frage der Repräsentation von Behinderung im Spielfilm: Dürfen/können Schauspieler Menschen mit Beeinträchtigungen darstellen, so wie man es aus «Rain Man» kennt, oder jüngst aus «Motherless Brooklyn», in dem Edward Norton einen Privatdetektiv mit Tourette-Syndrom spielt? Die Frage darf für «The Peanut Butter Falcon» mit einem Ja beantwortet werden. Schliesslich ist Zak-Darsteller Zack Gottsagen ein authentischer Mensch mit Down-Syndrom und selber aktiver und dozierender Theaterschaffender. Er macht seine Sache blendend.
The Peanut Butter Falcon
Regie: Tyler Nilson, Michael Schwartz
Ab Do, 20.2., im Kino