Film: Ankommen in der Fremde
Tanz und Theater, Zirkuskunst und Performance aus 14 Nationen: Das Theaterfestival Basel präsentiert ein buntes, gesellschaftskritisches Programm.
Inhalt
Kulturtipp 18/2022
Urs Hangartner
Die alleinerziehende Semret (Lula Mebrahtu) ist aus Eritrea geflohen. In Zürich arbeitet sie im Spital als Praktikantin. Ihr Ziel ist es, eine Ausbildung als Hebamme zu machen. Die 14-jährige Tochter Joe (Hermela Tekleab) geht zur Schule, sie switcht im Gespräch mit ihrer Mutter von der heimatlichen Sprache Tigrinya zu Zürcher Mundart. Wer ihr Vater ist, weiss sie nicht. Sagt die Mutter die Wahrheit, wenn sie behauptet, er sei bei der Überfahrt übers Mittelmeer e...
Die alleinerziehende Semret (Lula Mebrahtu) ist aus Eritrea geflohen. In Zürich arbeitet sie im Spital als Praktikantin. Ihr Ziel ist es, eine Ausbildung als Hebamme zu machen. Die 14-jährige Tochter Joe (Hermela Tekleab) geht zur Schule, sie switcht im Gespräch mit ihrer Mutter von der heimatlichen Sprache Tigrinya zu Zürcher Mundart. Wer ihr Vater ist, weiss sie nicht. Sagt die Mutter die Wahrheit, wenn sie behauptet, er sei bei der Überfahrt übers Mittelmeer ertrunken? Was hat sie selbst im Krieg in Eritrea erleben und vor allem erleiden müssen? Semret scheint ein dunkles Geheimnis zu bewahren. Derweil findet Joe Anschluss bei einer Schwei- zer Schulkollegin. Oder bei Tesheme (Fanuel Mengstab), den sie bei einem Konzert im äthiopisch-eritreischen Lokal Habesha kennenlernt. Er ist der Neffe von Yemane (Tedros Teddy Teclebrhan, ein bekanntes Gesicht aus dem deutschen Fernsehen). Dieser arbeitet in einem befristeten Integrationsprogramm als Haustechniker im gleichen Spital wie Semret.
Konfliktbeladene Mutter-Tochter-Beziehung
Der Film erzählt von einer Mutter-Tochter- Beziehung voller Konflikte, von einem Kriegs- trauma, von Migration und den Beschwernissen der Integration. Und davon, wie die Schatten der Vergangenheit über allem lasten. Könnte es nicht so etwas wie Glück, auch in der Liebe, geben? Semret und Yemane kommen einander näher. Sie tanzen bei ihr zu Hause zu Renato Carosones Heuler «Tu vuò fà l’americano» und zu «A chi» von Fausto Leali. Doch es soll nicht sein mit den beiden. Semret fordert Yemane auf, zu gehen. Sein Asylentscheid wird negativ ausfallen. Für Semret dagegen hält der Film am Schluss optimistisch stimmende Szenen bereit. Die in Zürich lebende Tessinerin Caterina Mona legt mit «Semret» ein beachtliches Regiedebüt vor. Lange hat sie in ihrem Stammberuf als Cutterin gearbeitet und Filme wie «ThuleTuvalu» und «Die Kinder vom Napf» geschnitten. Ihr Einstand im Regiefach ist bestens gelungen.
Semret
Regie: Caterina Mona
CH 2022, 85 Minuten
Ab Do, 25.8., im Kino