Film: Alles nur geträumt?
Die ungarische Regisseurin Lili Horvát inszeniert in ihrem neuen Film ein spannendes Verwirrspiel um wahre oder eingebildete Liebe.
Inhalt
Kulturtipp 18/2021
Urs Hangartner
Die hoch qualifizierte Neurochirurgin Márta (Natasa Stork) lässt alles stehen und liegen. Nach 20 Jahren gibt die 40-Jährige in den USA ihre Stelle auf und fliegt zurück in ihre Heimat Ungarn. Das alles der Liebe wegen. An einem Kongress war es passiert: Nur kurz dauerte die Begegnung mit ihm. Man vereinbarte, sich in genau einem Monat um 17 Uhr auf der Friedensbrücke in Budapest zu treffen, und zwar auf der Pester Seite. Márta erscheint pünktlich. ...
Die hoch qualifizierte Neurochirurgin Márta (Natasa Stork) lässt alles stehen und liegen. Nach 20 Jahren gibt die 40-Jährige in den USA ihre Stelle auf und fliegt zurück in ihre Heimat Ungarn. Das alles der Liebe wegen. An einem Kongress war es passiert: Nur kurz dauerte die Begegnung mit ihm. Man vereinbarte, sich in genau einem Monat um 17 Uhr auf der Friedensbrücke in Budapest zu treffen, und zwar auf der Pester Seite. Márta erscheint pünktlich. Aber vom Mann ist weit und breit nichts zu sehen.
So beginnt der Film mit dem langen internationalen Titel «Preparations To Be Together For An Unknown Period Of Time». Es ist die Geschichte einer grossen Irritation. Hat sich Márta alles nur eingebildet? Ist der Fremde, den sie zu lieben glaubt, nur eine Schimäre? Ist ihr Bewusstsein getrübt? «Ich weiss nicht, ob es Liebe ist, wenn es so schnell passiert. So etwas fühlte ich noch nie», wird Márta ihre Lage resümieren.
«Vermutlich keine Persönlichkeitsstörung»
Márta mietet eine Bruchbude. Und sie sucht den Mann in Budapest. Sie lässt sich im Universitätsspital als Ärztin anstellen. Und sie begegnet Jànos (Viktor Bodó) tatsächlich. So heisst der Mann, der ihr zu verstehen gibt: «Ich glaube, Sie verwechseln mich.» Márta nimmt die Dienste eines Psychotherapeuten in Anspruch. Auf seine Frage, was für eine Erklärung sie für ihr obsessives Suchen habe, antwortet Márta: «Dass ich verrückt bin.» Oder: «Ich wollte etwas so stark, dass ich glaubte, was ich nur geträumt hatte.» Ihr Therapeut kann sie bei einer Sitzung beruhigen, es sei «vermutlich keine Persönlichkeitsstörung».
Wie wird alles enden? Immerhin gibt es weitere Begegnungen mit Jànos. Und Márta besucht einen Plattenspielerladen. Aus riesigen Boxen, die am Ende zu ihr nach Hause geliefert werden, lässt sich auf alle Fälle Schuberts «Winterreise» in der Einspielung von 1955 mit Bariton Dietrich Fischer-Dieskau optimal geniessen…
Preparations To Be Together For An Unknown Period Of Time
Regie: Lili Horvát
Ungarn 2020, 95 Minuten
Ab Do, 2.9., im Kino