Film: «Alles hier ist Fake»
Trotz Verbot hat der iranische Filmemacher Jafar Panahi mit «No Bears» erneut einen Film über seine Situation und die traurige Lage im Land gedreht.
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Kulturtipp 16/2023
Urs Hangartner
Der iranische Filmemacher Jafar Panahi (63) ist wegen seiner kritischen Haltung vom Regime in Teheran seit 2010 mit einem 20-jährigen Ausreiseund Berufsverbot belegt. Damals wurde er zudem zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, eine Strafe, die er im Juli 2022 antreten musste. Nach einem Hungerstreik wurde Panahi im Februar dieses Jahres auf Kaution freigelassen. Seit dem Prozess vor 13 Jahren hat der unbeugsame Regisseur im Geheimen fünf Spielfilme realisiert.
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Der iranische Filmemacher Jafar Panahi (63) ist wegen seiner kritischen Haltung vom Regime in Teheran seit 2010 mit einem 20-jährigen Ausreiseund Berufsverbot belegt. Damals wurde er zudem zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, eine Strafe, die er im Juli 2022 antreten musste. Nach einem Hungerstreik wurde Panahi im Februar dieses Jahres auf Kaution freigelassen. Seit dem Prozess vor 13 Jahren hat der unbeugsame Regisseur im Geheimen fünf Spielfilme realisiert.
«No Bears» wurde im Mai 2022 fertiggestellt. Es ist sein bisher letztes Werk, ein vertrackter «Film im Film», mehrfach verschachtelt, der Panahis eigene Situation spiegelt. In «No Bears» dreht ein Regisseur mit dem Namen Jafar Panahi einen Film über ein Paar, das plant, mit falschen Pässen aus dem Iran zu flüchten. Der Filmemacher darf, wie Panahi im wirklichen Leben, sein Land nicht verlassen. Daher lässt er seine Crew und die Schauspieler ennet der iranisch-türkischen Grenze arbeiten. Eine wacklige Internetverbindung erlaubt ihm, aus der Ferne per Laptop in einem grenznahen iranischen Dorf Regie zu führen.
Mit leiser, verzweifelter Melancholie
Im Dorf sorgt er – ungewollt? – für einen Skandal. Er soll ein Paar fotografiert haben, wobei die Frau einem anderen zur Ehe versprochen ist. Er müsse das kompromittierende Material herausrücken, so der Ältestenrat. Die Figur Zahra spricht es in die Kamera, nicht als Schauspielerin, als Privatperson: «Der Film basiert auf unserem Leben? Das alles ist nicht die Realität. Alles hier ist Fake – wir inzwischen auch. Zehn Jahre haben wir es immer wieder versucht, sind fast im Meer ertrunken.»
Die Wirklichkeit wird die Schauspielerin auf tragische Art einholen. «No Bears» ist ein Film über die Tücken von Bildermedien, über die Wahrheit, eine repressive Gesellschaft, über die Freiheit der Kunst und der Menschen. Jafar Panahi hat ihn einmal mehr mit intelligentem Witz und leiser, verzweifelter Melancholie realisiert.
No Bears
Regie: Jafar Panahi IRN 2022, 108 Minuten
Ab Do, 27.7., im Kino