Nach dem Brüder-Film «Rams» (2014) begibt sich Regisseur Grímur Hákonarson mit «The County» wieder ins landwirtschaftliche Milieu. Die Eheleute Inga und Reynir bewirtschaften zu zweit einen Hof. Im Stall macht ein Melk-Roboter seine Arbeit. Beim Nachtessen schweigen sich die Eheleute mehr an, als dass sie miteinander reden. Inga beklagt sich, dass sie vor drei Jahren zum letzten Mal in den Ferien waren. Zudem plagen sie Schulden.
Eines Nachts verunfallt Reynir tödlich. Die Polizei findet keine Bremsspuren, die Autopsie ergibt keine aufschlussreichen Ergebnisse. «Reynir ist entweder eingeschlafen, oder er hat sich das Leben genommen», meint ein Polizist.
Inga arbeitet allein weiter. Und sie macht sich ihre Gedanken zur prekären Lage. Unter anderem sind die Betriebe der Region verpflichtet, den Dünger bei der Genossenschaft zu kaufen. Diese diktiert auch den Milchpreis. Deshalb stellt Inga einen Text auf Facebook, Titel: «Die Genossenschaftsmafia». Das Fernsehen wird auf die resolute Inga aufmerksam.
Nüchtern, mit verhaltenem Humor
Inga besorgt sich den Dünger anderswo und will auch die Milch auf eigene Faust verkaufen. Und sie schreitet zur Tat: Mit dem Güllenwagen, voll mit Milch, begibt sie sich auf eine buchstäbliche Spritzfahrt. In Mitleidenschaft gezogen wird die Fassade der Genossenschaftsverwaltung.
Der Bäuerin geht es nicht nur um ihr eigenes Wohl. Sie sorgt sich auch um die Gemeinschaft. Ihr Plan: Die Gründung einer neuen Kooperative. Sie findet Verbündete. Hoffnung kommt auf, dass sich der Kampf am Ende gelohnt hat.
«The County» zeigt sich realistisch, konkret und gleichzeitig universell, wenn der Film von einer Einzelnen und ihrem Widerstand erzählt, von Solidarität und gemeinsamem Kampf. Die Darstellung ist typisch isländisch: nüchtern, mit verhaltenem Humor, mit nicht allzu gesprächigen Menschen in einer ebenso schönen wie unwirtlichen Landschaft.
The County (Mjólk)
Regie: Grímur Hákonarson
Ab Do, 27.2., im Kino