Film «45 Years»: Späte Eifersucht
Charlotte Rampling und Tom Courtenay brillieren im Ehedrama «45 Years» von Andrew Haigh als Paar, dessen Leben durcheinandergerät.
Inhalt
Kulturtipp 20/2015
Letzte Aktualisierung:
25.09.2015
Urs Hangartner
Kate und Geoff Mercer, beide pensioniert, leben auf dem Land in der englischen Grafschaft Norfolk. 45 Jahre sind sie nun als kinderloses Ehepaar zusammen. In einer Woche steigt in der Stadt das Fest zu ihrem Hochzeitstag.
Da bringt ein überraschender Brief das beschauliche Leben der beiden durcheinander. Schweizer Behörden melden sich mit dem Schreiben bei Geoff (Tom Courtenay), weil er sich damals als nächster Angehöriger ausgegeben hatte. Er war einst mit Katya...
Kate und Geoff Mercer, beide pensioniert, leben auf dem Land in der englischen Grafschaft Norfolk. 45 Jahre sind sie nun als kinderloses Ehepaar zusammen. In einer Woche steigt in der Stadt das Fest zu ihrem Hochzeitstag.
Da bringt ein überraschender Brief das beschauliche Leben der beiden durcheinander. Schweizer Behörden melden sich mit dem Schreiben bei Geoff (Tom Courtenay), weil er sich damals als nächster Angehöriger ausgegeben hatte. Er war einst mit Katya aus Berlin zusammen, allerdings Jahre bevor er Kate (Charlotte Rampling) liebte. Diese Katya stürzte 1962 auf einer Bergwanderung in den Schweizer Alpen in eine Gletscherspalte und verschwand spurlos. Jetzt hat das geschmolzene Eis die Leiche von Katya freigegeben.
Subtile Mimik
War da mehr? Kate wird misstrauisch, Eifersucht auf eine Tote erwacht in ihr. Der Schweizer Brief und die Erklärungen von Geoff lösen eine Erschütterung aus. Es kommt zu keinen lauten Szenen, alles geschieht verhalten still in dieser Geschichte darüber, wie die Vergangenheit unheilvoll in die Gegenwart hineinwirkt.
Das Fest mit den vielen Freunden findet statt. Geoff hält eine berührende Rede auf die 45 Jahre Ehe. Dann tanzen er und Kate zu «Smoke Gets In Your Eyes» von den Platters. Ein versöhnlich-optimistischer Schluss sollte man meinen. Bis die allerletzte Einstellung dieses Films eine andere Lesart zulässt.
Das Ehedrama lebt vom Spiel der beiden hervorragenden Schauspieler. Vor allem Charlotte Rampling bringt ihr
Misstrauen, ihre Zweifel und ihre Verletzung, ihren späten Schmerz durch Augen-Blicke zur Darstellung. Sie beherrscht eine subtile Mimik und setzt auf eine sparsame Gestik in diesem feinen, unspektakulären Film.
Charlotte Rampling und Tom Courtenay erhielten für ihre Schauspielkunst in «45 Years» bei den Berliner Filmfestspielen je einen Silbernen Bären.
45 Years
Regie: Andrew Haigh
Ab Do, 1.10., im Kino