Festival Höhenfeuer Mit Greta Garbo beim Berg-Yoga
Am Festival Höhenfeuer widmet sich das Theater Chur der Kultur aus dem Alpenraum – mit Theater, Musik, Literatur und darstellender Kunst. Highlightist die Uraufführung <br />
«Con Garbo nei Grigioni».
Inhalt
Kulturtipp 01/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Babina Cathomen
Über 30 Sommer hat die Schauspielerin Greta Garbo nach ihrem Rückzug aus dem Filmgeschäft von 1945 bis zu ihrem Tod 1990 in Klosters verbracht. Ein Fall für den in Paris lebenden Schweizer Künstler, Theatermacher und Geschichtenerzähler Hans Peter Litscher. Er hat sich auf Spurensuche gemacht und daraus das Projekt «Con Garbo nei Grigioni» konzipiert – «Garbo» steht im Italienischen bezeichnenderweise für «Anmut». St...
Über 30 Sommer hat die Schauspielerin Greta Garbo nach ihrem Rückzug aus dem Filmgeschäft von 1945 bis zu ihrem Tod 1990 in Klosters verbracht. Ein Fall für den in Paris lebenden Schweizer Künstler, Theatermacher und Geschichtenerzähler Hans Peter Litscher. Er hat sich auf Spurensuche gemacht und daraus das Projekt «Con Garbo nei Grigioni» konzipiert – «Garbo» steht im Italienischen bezeichnenderweise für «Anmut». Stoff hat er zur Genüge gefunden: So ist er etwa auf einen Wohnwagen gestossen, in dem ein Klosterser Schuhverkäufer und grosser Garbo-Fan eine Art Mausoleum eingerichtet hatte – mit Bildern, Zeitungsausschnitten, Videos und Gedichten an Garbo.
Und auch die Leute aus Klosters, die Litscher befragte, erinnern sich gerne an «die Göttliche», die sich im Bündner Dorf so gar nicht divahaft gab. Hat sie sich doch jeweils in einem alten Regenmantel auf ihre Spaziergänge gemacht oder wurde beim Yoga auf ihrem Balkon gesichtet. Bei seinen umfangreichen Recherchen hat Litscher auch ein verschollen geglaubtes Drehbuch zu Thomas Manns «Zauberberg» und einen Stapel ungeöffneter Fanpost gefunden.
Aus all diesen Puzzleteilen, den Anekdoten und Fakten, hat Litscher eine Biografie gestaltet, die er nun in einer Wohnwagen-Installation auf dem Theaterplatz Chur zum ersten Mal zeigt. Zudem wird er den Zuschauern mit Performances, Führungen und Vorträgen das Leben der Garbo in Graubünden näher bringen – Fiktion und Facts vermischen sich dabei. «Schliesslich sind wir im Theater und nicht im historischen Institut», sagt Mathias Balzer, der das Festival Höhenfeuer mitgestaltet und «Con Garbo
nei Grigioni» produziert. Nach Chur wird die Installation in Klosters (im Original-80er-Jahre-Hotelzimmer der Diva) und in Samedan zu sehen sein. Noch immer kommen neue Geschichten von Begegnungen mit der grossen Schauspielerin dazu, sodass sich das Projekt im steten Wandel befindet.
Sennentuntschi & Co.
Mit solchen Geschichten lockt das Festival Höhenfeuer. In den sechs Wochen werden noch zwei weitere Uraufführungen zu sehen sein: «Giacumbert Nau», eine «Theaterpolka mit Freibier» nach der Erzählung von Leo Tuor, und «Sez Ner» nach Arno Camenischs vielgerühmtem Erstling über
das Leben auf der Alp. «Im Ver-gleich zur Greta-Garbo-Aufführung wird hier eine Art Anti-Idylle gezeigt. Bei unserem Festival soll das ganze Spektrum des Alplebens abgedeckt werden – Fluch und Segen», sagt Balzer. «Wo endet der Alpenmythos vom Sennentuntschi und wo beginnt das Alpenklischee Heidiland?», fragen denn auch die künstlerischen Leiterinnen Ute Haferburg und Ann-Marie Arioli.
Die zum Festival erweiterte Programmreihe «Höhenfeuer» findet bereits zum vierten Mal statt. Damit der Stoff nicht ausgeht, sind regionen- und genreübergreifende Veranstaltungen Teil des Programms. Die Sparte Musik deckt etwa Erika Stucky mit «Suicidal Jodels» ab. Und «Literarische Visiten» unternimmt Schauspieler Andrea Zogg, der aus «Sennentuntschi» liest. Für die ganz grossen Alpenfans bieten die Veranstalter ein Höhenfeuer-Abo an, bei dem fünf Veranstaltungen zum Preis von vier besucht werden können.