«Die Frau hat sich dem Mann unterzuordnen. Alles andere ist gegen die Natur.» Die Worte  aus dem Mund der Tanzlehrerin Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) machen deutlich, welcher Geist Ende der 1950er-Jahre in der BRD weht. Ihre Tochter Helga ist mit Wolfgang verheiratet, einem Staatsanwalt – verbotenerweise schwul und als beinharter Westler ausgerechnet in einen Klassenfeind verliebt: Hans ist Anwalt und überzeugter Sozialist aus Ostberlin. Helga und Wolfgang haben ihre Nichte Dorli bei sich, denn Schöllack-Tochter Nicki hat das Sorgerecht verloren, weil sie angeblich ein liederliches Leben führt.

Nicki ist die Rebellin der Familie, sie tanzt und singt Rock ’n’ Roll und schauspielert mit dem Kindsvater Freddy. Dieser hat mit einem Trauma zu kämpfen: Er war als jüdischer Junge in Auschwitz, wo er seinen Bruder verlor. Die jüngste, die schöne Eva, hat sich mit dem Psychiatrie-­Professor Fassbender (Heino Ferch) verheiratet. Er entpuppt sich als kaltherziger Pa­triarch. Eva flieht aus ihrem Käfig, zu einem hohen Preis.

Das melodramatische, sorgfältig inszenierte und gut gespielte Gesellschaftspanorama «Ku’damm 59» aus dem Wirtschaftswunder-Berlin zeigt bewegende Bilder aus steifen Zeiten. Bilder, die langsam auf­geweicht wurden. Dreimal 90 Minuten grosse deutsche Serienkunst.

Ku’damm 59 (1–3)
Regie: Sven Bohse
Buch: Annette Hess
Abrufbar bis 18.3.2019
www.zdf.de/filme