Kulturplatz
Die rund halbstündige SRF-Sendung beginnt meist in etwas gekünstelter Atmosphäre, wenn die Moderatorinnen Eva Wannenmacher oder Nina Mavis Brunner sich im passenden Ambiente in Szene setzen. «Kulturplatz» widmet sich jede Woche einem einzelnen Thema. Das überzeugt, wenn ein mehrschichtiges Thema wie «Leselust oder Lesefrust» oder «Wie sich Paare inszenieren» aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet wird. Weniger dagegen, wenn sich eine ganze Sendung ausschliesslich um die neue SRF-Serie «Maloney» dreht – und Werbung in eigener Sache betreibt.
Kritische Einordnung findet generell wenig statt, und aufgrund der eingeschränkten Thematik fehlt oft die Vielfalt. Dafür überzeugt «Kulturplatz» in der Machart und bietet interessante Einblicke in Kulturbereiche, die meist nahe am Alltag und beim breiten Publikum sind – vom Naturjodeltrend über «Abba auf Schweizerdeutsch» bis zum Circus Monti.
Mi, 22.25 SRF 1
Nutzwert: 3
Kritische Einordnung: 2
Vielfalt: 3
Ästhetik: 4
Kulturzeit
Ein Gedenken an das Attentat auf Charlie Hebdo, die politische Haltung des Philosophen Jürgen Habermas oder ein Gespräch mit Folksänger Conor Oberst über die Tragik von Suizid im Alter. In «Kulturzeit», dem 40-minütigen Fernsehfeuilleton von 3sat, werden von Montag bis Freitag jeweils rund fünf Sachverhalte aus Kulturpolitik und Gesellschaft besprochen.
Eine Moderatorin führt durch die Beiträge, deren Bildsprache im nüchternen «Tagesschau»-Stil gehalten ist. Das Magazin überzeugt mit Tiefe in den Recherchen. Wer sich von einer Kultursendung Verständnis und kulturpolitische Relevanz erhofft, dem sei «Kulturzeit» wärmstens empfohlen.
Mo–Fr, 19.20 3sat
Nutzwert: 3
Kritische Einordnung: 5
Vielfalt: 4
Ästhetik: 2
aspekte
Kitsch oder Klima? Bücherfrühling oder Landwirtschaft? Das spätabendliche ZDF-Format «aspekte» beleuchtet Kultur in extensivem Rahmen. Dabei hat sich die dreiviertelstündige Sendung in ihrem 60-jährigen Bestehen stark gewandelt. Bis 2020 wurde sie im Studio produziert, der Fokus lag auf kritischer Einordnung. Inzwischen dominieren gesellschaftliche Reportagen. Etwa wenn Katty Salié, die im Wechsel mit Jo Schück und Salwa Houmsi moderiert, einen an Krebs erkrankten Altphilologen in einer Lottobude zum Thema Hoffnung befragt.
Ein Highlight: Letzten Frühling bekam «aspekte extra» ein Exklusivinterview mit Billie Eilish – auf offener Terrasse mit Blick auf die Berliner Clubs.
Fr, 23.00 ZDF
Nutzwert: 3
Kritische Einordnung: 2
Vielfalt: 4
Ästhetik: 5
Twist
Für Kulturfans gehört das Arte-Kulturmagazin «Twist» seit 2020 zum Sonntagmorgen wie eine zweite Tasse Kaffee und das Stöbern in der Zeitung. Ursprünglich führte das freche Moderationsgespann Bianca Hauda und Romy Strassenburg durch die halbstündigen Sendungen. Seit 2024 wird «Twist» leider nur noch aus dem Off moderiert.
Anregend ist das Format noch immer. Die Episoden stürzen sich abwechselnd auf Künstlerjubiläen, popkulturelle Phänomene und Gesellschaftsdebatten. Was sagen uns die Bilder von Caspar David Friedrich heute? Weshalb boomt der Verkleidungstrend Cosplay? Ist Nichtstun Luxus? «Twist» hangelt sich mal mehr, mal weniger essayistisch durch diese Themen, porträtiert dabei Kunstschaffende, besucht Ausstellungen oder gibt Lesetipps.
So, 09.40 Arte
Nutzwert: 4
Kritische Einordnung: 3
Vielfalt: 5
Ästhetik: 4
Kulturmontag
In Wien wird nicht nur aufregende Politik gemacht. Auch kulturell gilt die Donaumetropole als Hotspot. Jeden Montag gibt es zum vielfältigen Geschehen zwischen Staatsoper, Albertina und Jazzclub Porgy & Bess Analysen und Hintergründe, die diesen Namen verdienen. Der «Kulturmontag» geht in die Tiefe, lädt Gäste zu kritischen Interviews ins Studio, beleuchtet Opernpremieren von verschiedenen Seiten, bettet Neuerscheinungen von Literatur bis Popmusik in soziopolitische Entwicklungen ein.
Natürlich ist auch die Kultur ausserhalb Wiens ein Thema: Reporterinnen und Reporter reisen nach Salzburg und Bregenz oder auch mal ins nahe Ausland. Speziell am «Kulturmontag» ist, dass die einstündige Hauptsendung durch ausladende Porträts und Dokumentationen ergänzt wird. Sympathisch und ein Qualitätsmerkmal: Seit Jahren führen mit Clarissa Stadler, Martin Traxl und Peter Schneeberger dieselben Moderatoren durch die Sendung.
Mo, 22.30 ORF 2
Nutzwert: 5
Kritische Einordnung: 3
Vielfalt: 5
Ästhetik: 3
Capriccio
Die wöchentliche Kultursendung begleitet Richard Matuszewski auf der Suche nach archäologisch wertvollen Grabstellen oder spricht mit Spielern des inklusiven Theaters «Freie Bühne München», das mit Geldkürzungen kämpft. «Capriccio» des Bayerischen Rundfunks berichtet verständlich und mit kreativer Bildsprache über verschiedene Themen aus Kultur und Gesellschaft.
Die 30-minütige Sendung ist meistens in vier bis fünf Kurzstücke eingeteilt, in denen je ein Thema beleuchtet wird – dazwischen schleicht eine schwarze Zeichentrickkatze durchs Bild. Zur Europameisterschaft gab es aber auch mal eine ganze Sendung zu Fussballhymnen. «Capriccio» macht das Publikum auf ungewöhnliche Kulturthemen aufmerksam und gibt einen guten Überblick, bleibt dabei jedoch meistens an der Oberfläche. Der breite Blick und die frische Machart machen die Sendung aber zu einer vergnüglichen Inspirationsquelle.
Do, 22.45 BR
Nutzwert: 3
Kritische Einordnung: 2
Vielfalt: 5
Ästhetik: 4
titel, thesen, temperamente
Eine halbe Stunde Kultur am Sonntagabend: Diesen Luxus leistet sich Das Erste seit 58 Jahren. In kurzen und knackigen Beiträgen werden die Kulturthemen der Woche verhandelt. Wobei die neue Ausstellung in der Frankfurter «Schirn» ebenso Thema ist wie das heiss debattierte Kinoporträt über Robbie Williams, bei dem in der Sendung gar der Sänger selbst um seine Meinung zu «Better Man» befragt wird. Neue Bücher werden besprochen und mit den Autoren eingeordnet. Kurzanalysen gehen auf kulturpolitische Fragen ein, etwa wie Kultur dem Rechtspopulismus begegnen kann.
Die Moderation ordnet kritisch ein. Neben Siham El-Maimouni tat dies lange der Schweizer Max (Dieter) Moor, der die Sendung jeweils mit einem pointierten Statement abschloss. Moor hatte Ende Jahr seine letzte Sendung. Als Nachfolger war Thilo Mischke vorgesehen, wegen sexistischer Äusserungen wurde er aber wieder aus dem Rennen genommen.
So, 23.05 Das Erste
Nutzwert: 5
Kritische Einordnung: 3
Vielfalt: 4
Ästhetik: 3