Der Krieg ist vorbei. Das Land baut sich wieder auf. Es herrscht Aufbruchstimmung. Bald ist Währungsreform, die D-Mark kommt. Und bald wird aus Deutschland das Wirtschaftswunderland. In dieser Zeit ab Juni 1948 beginnt «Unsere wunderbaren Jahre». Der Ort: die Kleinstadt Altena im Sauerland, wo auch der Autor der Romanvorlage, Peter Prange, aufgewachsen ist.
In Altena ist die Industriellenfamilie Wolf zu Hause: Vater Eduard (Thomas Sarbacher), Mutter Christel (Katja Riemann mit Beinprothese) und die drei Töchter Margot, Gundel und Ulla.
Sie sind die «Guten». Ihr Metallwerk hat während des Krieges nur Draht hergestellt. Oder war es etwa Stacheldraht, der ins Konzentrationslager Bergen- Belsen geliefert wurde? Dann hätte Eduard Wolf sich schuldig gemacht. Er streitet es ab.
Die Jungen der Industriellenfamilie sind im liebesfähigen Alter – oder schon verheiratet. Wie Margot (Anna Maria Mühe), die auf ihren vom SS-Waffendienst heimkehrenden Gatten wartet. Gundel (Vanessa Loibl) ist mehr die Zahlenfrau, kann nicht tanzen und wird doch lieben können – nämlich Benno aus der Clique. Er wird ins Schuhgeschäft einsteigen. Nesthäkchen Ulla (Elisa Schlott) ist eigentlich die Auserwählte des aufmüpfigen Arbeiters Tommy (David Schütter), wenn da nicht Architekt Ludwig wäre, der sich am Ende als recht bünzliger Sozialdemokrat entpuppt.
Ex-Waffenfabrikant will sich beteiligen
Die Briten möchten die Fabrik stilllegen. Doch die Wolfs dürfen ein paar Maschinen behalten und die neuen Münzen prägen. Da kommt der Kriegsgewinnler, Ex-Waffenfabrikant und frühere NSDAP-Ortsgruppenleiter Walter Böcker (Hans-Jochen Wagner) ins Spiel. Er will sich an der Firma beteiligen.
Im Verlauf der Verwicklungen kommen Zweifel auf: Waren und sind sie alle wirklich die Guten, wie sie von sich behaupten? Es werden eigene Familienmitglieder verraten, kompromittierende Fotos tauchen auf, und Tommy, der inzwischen in Ost-Berlin lebt, hat belastendes Material aus dem Archiv der Roten Armee. Immer deutlicher wird: Mehr als eine Figur hat schwere Schuld auf sich geladen. Die Schatten der Vergangenheit lassen sie nicht los – sichtbar und spürbar an den körperlichen und seelischen Blessuren.
Der schicksalsschwere Film schreckt vor viel Sentimentalität nicht zurück. Es mag im Historischen etliches weichgezeichnet sein, aber nicht weichgespült. Dennoch tendiert «Unsere wunderbaren Jahre» zur Seifenoper, Unterabteilung Rührstück.
Wer nicht mehr von einem «Event-Dreiteiler» erwartet, kann sich den TV-Film guten Gewissens als Unterhaltung genehmigen. Geschichtsunterricht, arg verkürzt, gibt es gratis dazu. Löblich bleibt, dass der Film starke Frauenfiguren ins Zentrum rückt. Weniger löblich: die manchmal recht zukleisternde, simpel gestrickte Filmmusik von Matthias Beine.
Unsere wunderbaren Jahre
Regie: Elmar Fischer
6 Folgen à 45 Minuten
Online bis Di, 23.6.
www.ardmediathek.de/daserste/
Webspecial mit Hintergrundinformationen: www.daserste.de/unsere-wunderbaren-jahre