Füglistaler sei «en Spitzbueb», sagt er irgendwann im Stück. «Aber i, i bi no de grösser!» Als «verkaufter Grossvater» zog Walter «Rodi» Roderer (1920–2012) während Jahren durch die Schweiz und brachte das Publikum zum Lachen. Erfolgreicher war nur sein «Mustergatte», den er sagenhafte 1288 Mal spielte. Mit dieser Bühnenproduktion hatte Roderer 1957 sein eigenes Tourneetheater lanciert, das ihm zu Ruhm und Reichtum verhalf.
Er bezeichnet sich selbst als «Tüpflischisser»
Dabei hatte alles bescheiden begonnen. Als Student verdiente sich Roderer einige Franken als Statist am Schauspielhaus Zürich. Der legendäre Regisseur Leopold Lindtberg erkannte sein Talent. Bald bekam «Rodi» Sprechrollen, wurde Mitglied des Cabaret Federal und war in Spielfilmen wie «Oberstadtgass» zu sehen. Bekannt und beliebt wurde er auch mit seiner Radio-Glosse «Der Barbier von Seldwyla», getextet von Werner Wollenberger. Auf der Leinwand war Roderer noch während seiner Tourneetheater-Zeit zu sehen. Unvergessen ist sein Buchhalter «Nötzli». Eher peinlich waren seine Gastauftritte als Jakob Robusti in den deutschen «Dudu-Filmen» rund um einen VW Käfer, weil sie die Klischees des Bünzli-Schweizers festigten.
Wobei gerade Roderer selbst solche Klischees bestätigte. In seiner Autobiografie bezeichnete er sich selbst als «Bünzli und Tüpflischisser». Als Theaterunternehmer soll er gefordert haben, dass auch die 500. Aufführung eines Stücks noch «taufrisch» wirken müsse. «Das Publikum hat ein Recht darauf, denn es hat Eintritt bezahlt.» Geld war ihm wichtig: In späten Jahren logierte er in einer Villa und steuerte seinen Bentley.
SRF würdigt Walter Roderer mit einer Reihe von Spielfilmen, Doks und einem Hörspiel. Anlass ist sein 100. Geburtstag am 3. Juli, den er gerne noch erlebt hätte, wie er mehrmals sagte. Doch Rodi starb «schon» mit 91. Seine Karriere und sein bewegtes Privatleben erzählt Filmemacher Felice Zenoni in einem Doku-Porträt, dem er den Titel von Rodis Autobiografie gab: «Sie müend mi verstoh, gelled Sie!» Zenoni hat in Bildarchiven recherchiert und Rodis Weggefährten befragt, darunter seine Schauspielkollegin Heidi Diggelmann und den Werber Hansjörg Bahl, mit dem Roderer witzige TV-Spots realisiert hatte.
SRF-Schwerpunkt zu Walter Roderer
Spielfilme auf Fernsehen SRF 1
- Der Herr mit der schwarzen Melone (1960): Sa, 23.5., 14.05
- Oberstadtgass (1956): Sa, 30.5., 13.10
- Professor Sound und die Pille (1971): Sa, 30.5., 14.55
- Der 42. Himmel (1962): So, 31.5., 14.55
- Ein Schweizer namens Nötzli (1988): So, 31.5., 20.40
Bühnenmitschnitte auf Fernsehen SRF 1
- Der verkaufte Grossvater (1982): So, 31.5., 13.10
- Sommerlacher (2009): So, 31.5., 16.40
Dokumentationen auf Fernsehen SRF 1
- Reporter – Nötzlis Abgang (2012): Sa, 30.5., 15.55
- Sie müend mi verstoh, gelled Sie! (2020): So, 31.5., 20.05
Hörspiel auf Radio SRF 1
Ein Schweizer in Paris (1958): Mo, 1.6., 14.06
Online
Spasspartout: Walter Roderer im Porträt (2010), www.srf.ch