Zwischen 25 und 500 US-Dollar kostet ein Grundstück auf dem Mond. Je nach Lage, versteht sich. Seit den 1980ern verkauft der US-Amerikaner Dennis Hope den Erdtrabanten in Einheiten von 40 Aren. Ob er das überhaupt darf, ist rechtlich umstritten. Seinem Geschäft tat es bisher jedenfalls keinen Abbruch – Regisseur George Lucas, Mitglieder des «Star Trek»-Cast und rund sechs Millionen weitere Menschen kauften sich ein Stück Mond. Aus Sehnsucht? Aus Hoffnung auf eine Zukunft im Weltall? Vermutlich beides. Denn als Dennis Hope mit dem Handel begann, war der Himmelskörper wieder stärker in die Ferne gerückt, waren die Erinnerungen an diesen einen grossen Moment des Aufbruchs schon fast verblasst: «That’s one small step for man …»
Am 21. Juli 1969 betrat der US-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Über eine halbe Milliarde Zuschauer verfolgten die Mission weltweit im Fernsehen. Schon zur Bronzezeit hatte der Mensch den Himmelskörper studiert und nachgebildet, zu Beginn des 17. Jahrhunderts skizzierte ihn Galileo Galilei erstmals detailliert, und 1865 nahm Jules Verne die Raumfahrt im Roman «Von der Erde zum Mond» vorweg. Und jetzt hüpfte im Fernsehen tatsächlich einer im Raumanzug über diese staubige Oberfläche. Der Sehnsuchtsort war erreicht.
Die Mondlandung gilt als einer der zentralen Momente des 20. Jahrhunderts. Der Tragweite des Ereignisses geht nun während zweier Wochen Arte nach. Mit dem Spezialprogramm «Winter of Moon» steigt der Sender bereits im Januar ins Jubiläumsjahr der Mondlandung ein. So entführt Arte auf fiktive Fahrten – zum Beispiel mit George Méliès Science-Fiction-Werk «Die Reise zum Mond» von 1902, mit dem Drama «Apollo 13» und dem Thriller «Moon». Daneben zeigt eine Reihe von Dokfilmen die kulturelle, gesellschaftliche und politische Bedeutung. «Operation Mondlandung» erzählt von der dunklen Seite der Apollo-Mission: Unter den Nasa-Technikern fanden sich über 100 deutsche Ingenieure, die schon am Raketenprogramm der Nationalsozialisten gearbeitet hatten. «Wie der Mond den Pop eroberte» widmet sich der Rolle des Himmelskörpers in der Musik – in Neil Youngs «Harvest Moon» ist er Chiffre für die Liebe, in «Bad Moon Rising» der Band CCR ein böses Omen. Und «Generation Sputnik» zeichnet die Zukunftsfantasien zu den Glanzzeiten der Raumfahrt nach. Als in Science-Fiction die unschuldige Hoffnung steckte, all die Probleme der Menschheit würden sich mit neuen Technologien auflösen.
Ausstellungen zur Mondfahrt
Ja, die Blicke gen Himmel, die Reisen über Hunderte von Kilometern zum Mond – sie führten immer auch zum Menschen zurück. Das machen Ausstellungen in drei Schweizer Museen deutlich, die sich in diesem Jahr dem Thema widmen. «Clair de Lune» mit Bildern aus der Graphischen Sammlung des Kunstmuseums Bern zeigt: Den Romantikern war der Mond ein Spiegel für die menschliche Seele, den Surrealisten diente er als Element der eigenen Traum- und Gedankenwelt. In der Schau «Fly me to the Moon» im Kunsthaus Zürich zeugen Exponate von gesellschaftlichen Beben, welche die Mondfahrt auslöste. Allen voran das berühmte Foto «Erdaufgang», das der Astronaut William Anders während einer Umrundung des Erdtrabanten schoss. Einsam und verloren wirkt unsere Erde. Das berührte die Menschen, stiess Fragen nach unserem Platz im Universum an. Heute gilt das Foto gar als Mitauslöser für die Umweltbewegung.
«Mondsüchtig» in der Fotostiftung Winterthur schliesslich widmet sich unserer Wahrnehmung. Für sein zehn Meter langes Werk «Apollo 11» hielt der Schweizer Künstler Edy Brunner die Mondlandung in über 23 000 Einzelbildern fest. Die Entzauberung eines Jahrhundertmoments, unserer Faszination für den Mond? Die Begeisterung scheint ungebrochen. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) arbeitet an einer bemannten Mondmission für 2024. Derweil liess der US-Filmemacher Alex Gorosh mitten in L.A. Menschen durch sein Teleskop blicken. Die Reaktionen berühren – viele sahen den Erdtrabanten zum ersten Mal von Nahem. Gorosh findet deshalb: «Wir sollten häufiger nach oben schauen.» Er hat recht.
Viermal den Mond erkunden
Winter of Moon
So, 6.1.–So, 20.1., Arte
www.arte.tv/de/guide
Fly me to the Moon
Fr, 5.4.–So, 30.6.
Kunsthaus Zürich
Mondsüchtig. Fotografische Erkundungen
Sa, 8.6.–So, 6.10.
Fotostiftung Schweiz Winterthur ZH
Claire de lune. Mondbilder der Graphischen Sammlung
Di, 18.6.–So, 20.10.
Kunstmuseum Bern