Wenn Männer heute wieder Vollbart tragen oder ihr Haar zu einem Dutt binden, ist das mehr als modische Spielerei. Mit Frisuren lassen sich Zeichen setzen. Und spätestens seit den Gel-Tollen der Rock-’n’-Roll-Ära dienen diese auch als politische Statements.

Elvis Presley galt nicht nur seiner Musik wegen als Bürgerschreck. Auch seine Frisur war «des Teufels», weil herkömmlichen Traditionen widerstrebend und damit rebellisch. Dabei verwendete der King of Rock ’n’ Roll Stunden darauf, sein Haar stil­echt zu frisieren und nahm dafür gar Lockenwickler zu Hilfe. Entsprechend verzichtete die nächste Rebellen-Generation auf jegliche Frisierutensilien: So adrett die Pilzköpfe der Beatles heute erscheinen, sie bildeten die Vorlage für die Nicht-Frisuren der Hippies. Die Punks wiederum schufen aus ihren Haaren aufwendige Kunstwerke, und die Hip-Hop-Bewegung griff auf die Teddy-Frisuren zurück.

Dass die wechselhafte Frisurengeschichte der letzten 60 Jahre eng an die Geschichte der Popmusik geknüpft ist, überrascht nicht, wie Marc-Aurèle Vecchione in seinem Dokfilm zeigt. Nebst dem historischen Aspekt fasziniert sein aktueller Rundblick in Szenen und Kulturen von New York über Paris bis Marrakesch. Er zeigt, dass das multikulturelle Nebeneinander sich heute auch in den Frisuren zeigt. Was dazu führt, dass kaum mehr jemand mit einer Zufallsfrisur unterwegs ist, sondern ein wenn nicht primär rebellisches, so doch individuelles Statement auf dem Kopf trägt.

Fernsehsendung
Haarscharf – Frisuren im Pop
Regie: Marc-Aurèle Vecchione
Fr, 27.1., 21.40 Arte