Ferienlektüre: Argentinische Gesellschaftskritik zum Schmunzeln
Inhalt
Kulturtipp 17/2024
Letzte Aktualisierung:
12.08.2024
Romy Möll
Für Hugo fängt die Geschichte nicht gut an. Schon auf der ersten Seite findet sich der Schlüsselmacher eingequetscht in einem verunglückten Zug wieder. Doch der Unfall entpuppt sich als Glück im Unglück. Denn Hugo ist auf der Flucht: vor der Polizei, vor den Medien, vor seiner Familie und seinen Lebensentscheidungen. Und wer
verfolgt schon eine vermeintliche Leiche? Hugo hat jedoch nicht mit Ermittler Dominguez gerechnet, der sich durch
seine Verbissenheit bei der Po...
Für Hugo fängt die Geschichte nicht gut an. Schon auf der ersten Seite findet sich der Schlüsselmacher eingequetscht in einem verunglückten Zug wieder. Doch der Unfall entpuppt sich als Glück im Unglück. Denn Hugo ist auf der Flucht: vor der Polizei, vor den Medien, vor seiner Familie und seinen Lebensentscheidungen. Und wer
verfolgt schon eine vermeintliche Leiche? Hugo hat jedoch nicht mit Ermittler Dominguez gerechnet, der sich durch
seine Verbissenheit bei der Polizei von Buenos Aires einen Namen gemacht hat.
Der Polizist ist bei den vielen Protagonisten im rasanten Krimi von Paula Rodríguez aber eher eine Nebenfigur. Den Ton geben die Frauen an: zuvorderst Hugos Schwiegermutter Olga, die mit allerlei Pillen handelt. Oder Hugos Schwägerin Monica, die strenggläubig ist, Sexspielzeuge verkauft und in einem Casino arbeitet.
Die Schilderungen der 13-jährigen Tochter von Hugo zeigen, dass die Autorin selbst Mutter ist – und Journalistin. So gibt sie mit feinen sprachlichen Nuancen Einblicke in argentinische Familienverhältnisse und die Medienlandschaft. Und sorgt für beissende Gesellschaftskritik, weil wirklich jeder Dreck am Stecken hat.
Buch
Paula Rodríguez
Dringliche Angelegenheiten
Aus dem Spanischen von P. Kultzen
224 Seiten
(Unionsverlag 2023)