Richtig «angegurkt» hat es Fabienne Schmuki, als das Konzert von Black Country, New Road abgesagt wurde. Noch eines von unzähligen, die Corona zum Opfer fielen. «Hoch und runter» habe sie zuvor das Debütalbum der Londoner Experimental-Rock-Jungspunde gehört, und dabei immer im Hinterkopf behalten, dass diese bald in Zürich spielen würden. Seit der Absage hört Fabienne Schmuki die Platte kaum mehr. «Der Moment, eine Band kennenzulernen, gehört für mich dazu», sagt die Zürcherin. Statt wie früher nur in der Gitarren-Rock-Ecke zu stehen, darfs heute Musik mit Ecken und Kanten sein, experimentell oder auch jazzig, Hauptsache, spannend.
Ein Traumjob – durch und durch
Musik bestimmt Schmukis Privatleben – und ihren Job als Co-Chefin der Musikagentur Irascible. Nach dem Journalismus-Studium schrieb sie bei «20 Minuten Week» oft über Musik. Als das Heft eingestellt wurde, stieg sie beim Vertrieb Irascible in der Medienarbeit ein, machte parallel dazu den Master in Kulturpublizistik. Und als der Inhaber von Irascible, ihr Chef, vor sechs Jahren in die Gastronomie wechselte, konnte sie mit Christian Wicky übernehmen. Bis heute ein Traumjob, wie Fabienne Schmuki sagt: «Mir entspricht das Tempo, wie schnell Prozesse gestartet und durchgeführt werden, wie flexibel das Business ist, und natürlich der Inhalt: die Musik.»
Schmuki sieht sich als Vermittlerin, deren Job es ist, die Kommunikation zwischen Musikern und Medienschaffenden herzustellen. Klingende internationale Namen wie die Tindersticks oder Cat Power werden von der Indie-Musikagentur ebenso vertrieben und beworben wie Wolfman aus der Schweiz. Das Team entscheidet demokratisch, ob ihnen der Sound einer Band gefällt und somit ins Raster passt. Nebenher sitzt Schmuki in Branchenverbänden, ist Jurymitglied bei Nachwuchswettbewerben und unterstützt als Mentorin junge Künstlerinnen.
Pandemiestart und Mutterschaftsurlaub
Corona machte ihren Traumjob komplett zum Bürojob, wie Schmuki sagt: «Viele Festivals und Konzerte, wie die Bad Bonn Kilbi oder das Reeperbahnfestival, die Fixpunkte im Jahr sind und mich aus dem Büroalltag rausholen, fehlten mir unglaublich.» Fast schon ein Glück, deckte sich der Pandemiestart mit ihrem ersten Mutterschaftsurlaub. Diesen Herbst konnte sie endlich wieder Konzerte besuchen, und nun ist das zweite Kind unterwegs. Nach dieser Pause ist hoffentlich auch die Pandemie vorbei. Und wenn dann Black Country, New Road mit einem neuen Album zurück sind, steht Schmuki sicher wieder ganz vorne im Publikum.
Fabienne Schmukis Kulturtipps
Buch
Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist du (Claassen 2021)
«Ich bin grosser Fan von Sally Rooney: Die Charaktere, die sie in ihren Romanen entwirft, finde ich unglaublich vielschichtig und stark!»
Film/Musik
Kevin Morby: Oh My God & ganze Discografie (Dead Oceans 2019)
«Kevin Morbys Musik holt mich immer ab, egal, in welcher Stimmung ich bin, egal, zu welcher Uhrzeit. Unbedingt sehenswert ist auch sein Film ‹Oh My God› auf Youtube!»
Film
Chloé Zhao: Nomadland (USA 2020)
«Seit langem wieder mal ein Kinofilm, der mich extrem berührt hat: Frances McDormand als Nomadin in den heutigen USA. Einfühlsam, hoffnungsvoll, niederschmetternd.»