«Ich schaue euren Schlauchbooten beim Kentern zu – im Liegestuhl am Swimmingpool am Mittelmeer – kratze mich am Bart, kratze mich am Bauch – wer nicht schwimmen kann, der taucht», singt Julian Pollina im Refrain seines neuesten Songs. Viel Kritik steckt in diesen Zeilen, die der Feder des 22-Jährigen entsprungen sind.
Homo oder Faber
Seit der Kindheit hat sich der Zürcher der Musik verschrieben. Zuerst mit der Band Summit. Als sich die Kapelle vor drei Jahren auflöste, begann Pollina sein Solo-Projekt Faber. Der Name ist nur zweite Wahl: Der erklärte Max-Frisch-Fan wollte anfänglich unter dem Namen Homo durchstarten. Eine rückblickend etwas absonderliche Idee, wie Pollina zugibt.
Als Faber singt der charmante Barde in gepflegtem Hochdeutsch über Gestalten der Nacht, über Fehlschläge und die Sehnsucht nach der Ferne. Zuweilen witzig, meist bitterböse, immer entwaffnend ehrlich und mit Ironie gepfeffert, zieht er die Zuhörer in seinen Bann. Nimmt man seine Texte zu ernst, könnte man ihn schnell falsch verstehen. Zu oft schlüpft er in andere Rollen und wechselt die Perspektive.
Pollina selbst bezeichnet seine oft gesellschaftskritischen Texte als «tragische Wahrheit, die überspitzt dargestellt wird». So zieht er in seinem Song «Züri» über die Stadt her, in der er aufgewachsen ist und lebt. «Im Zentrum stehen hier die Arbeit und das Geld. Es ist nicht möglich, etwas aufzubauen, ohne sofort ans Geld zu denken», beschreibt er sein gespaltenes Verhältnis zur Stadt, «in der ein Kaffee nicht unter 4 Franken 50 zu bekommen ist».
Italienischer Amante
Der Sänger kann sich seine kritische Einstellung leisten: Seit der Matura hat er voll auf die Musik gesetzt. Auftritte als italienischer Amante spülen Geld in die Kasse. Als solcher singt er auf Hochzeiten Liebeslieder. Ein Job, dem er seit seiner Gymizeit nachgeht, «wie andere Babysitten gehen».
Als Sohn einer Musiker-Familie hat Pollina gelernt, dass man mit Musik seine Brötchen verdienen kann. Trotzdem: Nur wenn er muss, kommt er vor zehn Uhr morgens aus dem Bett.
CD
Faber
«Alles Gute»
(Two Gentlemen 2015).
Konzert/TV
SRF 8 x 15 live Fr, 20.11., 20.30 KuFa Lyss BE
SRF 8 x 15 am TV, Do, 26.11., 01.00
Übertragung auf SRF zwei