Die 19-jährige Chani, Tochter eines Rabbis, lebt in London und steht unter «Heiratsdruck». Sie hat bereits etliche Männer abgelehnt, niemand will zu ihr passen. Zudem gilt sie in ihren strenggläubigen Reihen als vorlaut und eigenwillig. Da wird sie von einem angehenden Rabbiner, dem 20-jährigen Baruch, entdeckt, der schon bald um ihre Hand anhält.
 
Vor dem Hintergrund dieses «Heiratsdilemmas» rollt Eve Harris in ihrem Debütroman «Die Hochzeit der Chani Kaufman» die Geschichte um das junge Paar auf. Und die 42-jährige Autorin erzählt gleichzeitig mehrere Liebes- und Lebensgeschichten aus der jüdischen Gemeinschaft.

Etwa die von Rivka, der Frau des Rabbiners Chaim. Sie hat vor 25 Jahren das freie Leben für ihren bekehrten Mann aufgegeben, um an dessen Seite als Rebbetzin (Frau des Rabbiners) ihr Dasein zu fristen. Nun steht sie der Braut mit Rat und Tat zur Seite. Auf Chanis drängendste Frage allerdings: «Was denn da in der Hochzeitsnacht geschehen soll», gibt sie keine klärende Antwort. 

Witzig, spritzig und mit sanfter Ironie erzählt Eve Harris aus dem oft beschwerlichen Alltag in einer orthodoxen jüdischen Gemeinschaft und lässt vor allem deren Frauen erfrischend selbstbewusst und messerscharf analysierend auftreten. Die Idee zum Buch war Harris während ihrer Arbeit gekommen. Die Tochter polnisch-jüdischer Eltern hatte während Jahren an einer jüdisch-orthodoxen Mädchenschule in London unterrichtet.

Gewiss ist: Wer an Thomas Meyers «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» seine Freude hatte, der wird am Erstling der Engländerin Gefallen finden. 

Buch
Eve Harris
«Die Hochzeit der Chani Kaufman»
464 Seiten
(Diogenes 2015).