Ökonomisch liegt bei Privatdetektiv Franz Musil alles darnieder. Dafür ist er sonst in Hochform. Vor allem sprachlich. Ein cooler Spruch jagt den nächsten. Es geht «hindertsiwärts», dem Sexschuppen sagt er «Füdli-Schüür», ein kaputter Laptop heisst «komatöses Grätli». Oder er formuliert tiefgründige Sätze wie: «Es Loch isch da, wo öppis nöd isch.»
Der Herr Privatdetektiv hat zwar ein Herz, aber eben auch «es Sommerloch im Portemonnaie». Sein Einmann-Unternehmen «Musil & Musil – Private Investigation» ermittelt zum bescheidenen Tagesansatz von 1200 Franken (plus 99 Rappen pro Kilometer Benzingeld), sofern es Aufträge bekommt.
Gut, gibt es da einen aktuellen Vermisstenfall, der ungeahnte Ausmasse annimmt. Was hat das Verschwinden eines kleinen Fisches mit den Machenschaften einer dubiosen Firma zu tun? Eigentlich weiss es jedes Kind: Der Konzern «Globewinger» in Zug hat «Dreck am Stecken» (so der Hörspiel-Titel). Es geht um illegalen Uranabbau, Seilschaften, Miet-Mörder und Greenpeace-Aktivisten – und mittendrin steht Musil. Dieser lässt es sich nicht nehmen, mehr als einmal den Zungenbrecher «z’Zug» genüsslich auszusprechen. Zug ist übrigens laut Musil der «Bonsai-Kanton mit Singapur-Allüren».
Der Auftritt Maloneys
Mit dabei ist auch wieder Polizeileutnant Linder (Mathias Gnädinger), Musils bewährter Widersacher («min Find und Hälfer»). Souverän wie immer seit dem Start der Reihe 1991 leiht der Solothurner Ueli Jäggi dem Ur-Zürcher Franz Musil seine Stimme. Sprachlich stimmt es nicht immer, aber man begreift es («obs- und fotografiere»). Gut verständlich tönen Erkenntnisse des Ermittlers, der einmal zu sich selber sagt: «Wenn so wiitermachsch, chasch dich uf em zweite Bildigswäg bim Bestatter als Liich mälde.» Oder so: «Han ich Tinnitus uf den Auge? Ich gsehne nur Pfiiffe um mich ume.»
Philip Maloney (Michael Schacht) von SRF 3 gibt sich mit einem Gastauftritt bei SRF 1 die Ehre. Er leistet seinem Kollegen Musil Schützenhilfe. Das gibt diesem Anlass diesen schönen Satz: «Söttsch di bim Radio mälde mit dire Stimme, verdiensch sicher meh als als Privatdetektiv.»
«Dreck am Stecken» ist thematisch auf der Höhe der Zeit. Dabei wird der realistische Hintergrund auf eine schiefe Ebene gehoben mit dem schönen Effekt: «Musil»-Krimis sind immer Komödien. Was nur gut ist.
EINE VORPREMIERE
Schweizer Radio SRF lädt zu einer kostenlosen Vorpremiere des neuen «Musil»-Krimis nach Zürich. Mit dabei im Papiersaal sind unter anderen Hauptdarsteller Ueli Jäggi, Autor Jean-Michel Räber und Regisseur Mark Ginzler. Sie geben Auskunft über die Produktion. Anschliessend präsentiert die Hörspielredaktion «Dreck am Stecken» in zwei Teilen. In der Pause wird ein Apéro offeriert. Anmeldung via Homepage (siehe Hinweis unten).
CD
Privatdetektiv Franz Musil: Dreck am Stecken
Autor: Jean-Michel Räber
2 CDs, 105 Minuten
(Merian Verlag 2014).
Hörspiel am Radio
Dreck am Stecken – oder Franz Musils achter Fall
Regie: Mark Ginzler
1/2: Mo, 22.9., 14.06 SRF 1
2/2: Mo, 29.9., 14.06 SRF 1
Vorpremiere
Fr, 19.9., 19.30
Papiersaal Zürich
Tickets
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