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Oft schwingt eine Prise Wehmut mit in den Erinnerungen, die Rolf Hermann in seinen sieben Geschichten aufleben lässt. Der im Bergdorf Leuk aufgewachsene 45-jährige Autor erzählt etwa von seinem Grossvater, der die Reben verkaufen muss, weil aus der Familie niemand mehr Zeit zur Bewirtschaftung hat. Ein letztes Mal geht der alte Mann mit dem 13-jährigen Enkel in den Weinberg: «Ein weiterer Abschied aus dem werktätigen Leben, ja dem Leben überhaupt.»
Mit schlichter Poesie erzählt Hermann davon, wie sich das abgelegene Tal und die Menschen im Verlauf der Jahrzehnte verändert haben, wie die Gassen leerer werden. Leiser Humor schwingt mit, wenn er etwa den samstäglichen Ausflug seiner Grosseltern und seiner Tante Ursina beschreibt, die jeweils mit dem Fiat Panda nach Siders ins Einkaufszentrum gefahren sind. Der Besuch verläuft nach einem eingespielten Ritual und endet mit Coupe Dänemark, Crèmeschnitte und Erdbeertörtchen im Selbstbedienungsrestaurant.
Der als Spoken-Word-Künstler bekannte Autor, der auch mit dem Mundart-Trio Die Gebirgspoeten auftritt, zeigt in diesem Band seine stille, melancholische Seite. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Geborgenheit der Familie: Ein heimeliges Gefühl stellt sich ein, wenn die drei Brüder nach einer rasanten Pisten-Abfahrt im Familien-Chalet den Ovomaltine-Satz vom Boden der Tassen aufklauben und über Pirmin Zurbriggen und andere Skirennfahrer fachsimpeln. In Nostalgie schwelgt Hermann dennoch nicht – das Wissen um die Vergänglichkeit klingt in seinen Geschichten immer an.
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