Erzählband: Lebendigkeit und Lebenskraft
Die Autorin Claudia Storz legt einen Prosaband mit 13 Kurzgeschichten vor, nachdem sie in letzter Zeit vor allem Lyrik publiziert hat. Eine Art biografisches Résumé.
Die Erzählungen der Aargauer Germanistin Claudia Storz entstanden in den letzten 16 Jahren. Sie handeln von Episoden in Europa, Japan und Südamerika. Diese Geschichten berichten von Abenteuerlust, jugendlichem Übermut und Erschöpfung. Das Buch greift Aktuelles und Historisches auf: etwa den Umgang mit Flüchtlingen in Salzburg oder die Hinrichtung der letzten Hexe in Aarau, 1586, ein halbes Jahrhundert nach Luther und Zwingli.
Interesse an «unse...
Die Erzählungen der Aargauer Germanistin Claudia Storz entstanden in den letzten 16 Jahren. Sie handeln von Episoden in Europa, Japan und Südamerika. Diese Geschichten berichten von Abenteuerlust, jugendlichem Übermut und Erschöpfung. Das Buch greift Aktuelles und Historisches auf: etwa den Umgang mit Flüchtlingen in Salzburg oder die Hinrichtung der letzten Hexe in Aarau, 1586, ein halbes Jahrhundert nach Luther und Zwingli.
Interesse an «unserer sperrigen Zeit»
Eine Episode beleuchtet das Schrecklichste, das einem Lokomotivführer widerfahren kann: zwei auf dem Gleis spielende Kinder zu überfahren. Beeindruckend sind auch die Schilde- rungen einer nicht mehr ganz jungen, von ihrem Verleger schnöde abgewiesenen Schriftstellerin. Sie erschreibt sich eine Hauptfigur, welcher das widerfährt, wovon ihre Schöpferin träumt – eine Einladung in ein Haus auf Capri. Weit weg von der Familie, von der Versorgerrolle und Schulproblemen ihrer Teenager. In der Folge verwebt die Autorin ihre beiden Protagonistinnen so, dass der Leser nie ganz sicher ist, von wem sie gerade spricht. Von der sich abmühenden Schriftstellerin oder von Nora, ihrem erfolgreichen Alter Ego: Die Fantasiefigur verselbständigt sich. Sie lädt sogar ihre Erfinderin ein, ihr in der kalten, einsamen Fondazione Rilke Gesellschaft zu leisten. Die Autorin interessiert nach ihren eigenen Worten «unsere sperrige Zeit, das Schicksal von Völkern und einzelnen Menschen». Auf der zweitletzten Seite steht gleichsam weiterführend: «Das Leben ist nie, was es sein könnte! (…) Das Leben reibt uns auf. Unsere Lebensspur weicht von unseren Träumen ab.»
Claudia Storz (68) tritt wiederkehrend mit gestaltenden Künstlern oder Musikerinnen auf. Beim Lesen hört man das Melodiöse einer eindringlichen Sprache heraus. Dies trifft sowohl auf die zarten, lieblichen Stellen wie auf die harten, expliziten Aussagen zu. Etwa die Todsünden, die ein Gast im Land der aufgehenden Sonne begehen kann. Gleich einem Schwerthieb steht am Schluss dieser Episode: Du hast unser Geschenk beschmutzt … Du hast selbst gesprochen, da, wo dein Mann für dich hätte sprechen dürfen.Inhaltlich fesseln die Erzählungen mit Szenen, die den Leser an eigene Erlebnisse erinnern.
Buch
Claudia Storz
«Sperriges Leben – Erzählungen»
224 Seiten
(Efef 2017).