Das Jahr 1911 brachte künstlerischen Aufbruch. In Berlin ging die Uraufführung des naturalistischen Sozialdramas «Die Ratten» von Gerhart Hauptmann über die Bühne. In Deutschland tobte am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein Kunststreit, der geradezu modern anmutet. Deutsche Avantgardisten wie Käthe Kollwitz schrieben in einem Manifest: «Wir wollen keine chinesische Mauer, keinen Schutzzoll für unsere Kunst, keine chauvinistische Deutschtümelei …»
Der Maler Ernst Ludwig Kirchner zog in diesem Jahr von Dresden nach Berlin, weil er dort auf einen grösseren Kunstmarkt für seine Bilder zählte. Auch wollte sich der junge Mann wohl in die Freuden und Abenteuer des Grossstadtlebens stürzen. Aber die Metropole allein war für den empfindsamen Kirchner zu anstrengend. Auf der Ostseeinsel Fehmarn suchte er den Rückzug von der Hektik. Auf diesem heute touristisch gut erschlossenen Eiland fand er damals eine ländliche Ruhe, die ihm ungestörtes Arbeiten ermöglichte. Das Zürcher Kunsthaus greift nun in seiner Ausstellung die gegensätzlichen Eindrücke auf, denen sich der Expressionist Kirchner in dieser Zeit aussetzte.
Grossstadtrausch/Naturidyll
Kirchner – Die Berliner Jahre
Fr, 10.2.–So, 7.5.
Kunsthaus Zürich
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