«ER NANNTE SICH LASSUTER» Heftli-Held in der Wirtschaftswelt
Eine aktuelle DRS-Eigenproduktion treibt ein doppeltes Spiel: «Er nannte sich Lassuter» von Pamela Dürr verschränkt Trivial-Literatur mit der Wirtschaftswelt zum neuen Genre «Büro-Western»
Inhalt
Kulturtipp 19/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Bis Anfang November widmen sich die Hörspielredaktionen von DRS 1 und DRS 2 gemeinsam den komischen Spielarten. Für die Hörspielreihe «heiter und so weiter» sind drei Produktionen neu entstanden. Nachdem sich die St. Galler Autorin Pamela Dürr im Hörspiel-Zweiteiler «Die Edenklinik» (2009) im Genre Arztroman tummelte, ist sie mit «Er nannte sich Lassuter» erneut auf die sogenannte Trivial-Literatur gekommen.
Und Geri Dillier f...
Bis Anfang November widmen sich die Hörspielredaktionen von DRS 1 und DRS 2 gemeinsam den komischen Spielarten. Für die Hörspielreihe «heiter und so weiter» sind drei Produktionen neu entstanden. Nachdem sich die St. Galler Autorin Pamela Dürr im Hörspiel-Zweiteiler «Die Edenklinik» (2009) im Genre Arztroman tummelte, ist sie mit «Er nannte sich Lassuter» erneut auf die sogenannte Trivial-Literatur gekommen.
Und Geri Dillier führte wie bei «Die Edenklinik« die Regie. Er wusste: «Es wird aufwendig – aber es lohnt sich.» Solche Hörspiele, die mit den Genres spielen, sind laut Dillier «enorm aufwendiger als ein relativ geradliniges Hörspiel». Beim Western – wie im vorliegenden Fall – galt: «Man muss die Breitleinwand auftun.» Wie grosses Kino, quasi eine hörbare Westernwelt erschaffen, wozu ebenfalls die entsprechende Musik gehört. Auch hier hiess es: Intensiv arbeiten, um die von Martin Bezzola komponierte und eingespielte Musik zu realisieren.
Mit Spass am Werk
Als Erzähler wurde eine prominente deutsche Stimme verpflichtet. Manfred Lehmann – er ist unter anderem bekannt als Film-Synchronstimme von Bruce Willis und Gérard Depardieu – wurde direkt von Dillier angefragt. Und er sagte unkompliziert zu. Das Skript gefalle ihm und er käme für die Produktion gerne von Berlin nach Zürich, gab er umgehend Bescheid.
Und trotz des grossen Einsatzes der Beteiligten: «Es macht allen auch grossen Spass», so Dillier. Was man der Produktion auf angenehme Art anmerkt.
«Er nannte sich Lassuter» spielt in der Ostschweizer Filiale einer Versicherungsgesellschaft, wo der Mittvierziger Lars Suter in der Speditionsabteilung tätig ist. Umwälzungen bahnen sich an. Die Angestellten sind von Ängsten, wegrationalisiert zu werden, geplagt, als der neue Logistikchef aus Deutschland auf den Plan tritt. Es herrschen «Zueständ wie im Wilde Weste», stellt der gerade freigestellte Ruedi Abderhalden (Walter Andreas Müller) fest. Suter ist ein eigenbrötlerischer Geselle. In seinen Tagträumen fantasiert er sich eine Westernwelt herbei, in der er für Recht und Gerechtigkeit reitet. Sein Name: Lassiter, akurat so, wie die Revolverheld-Figur aus der gleichnamigen Heftli-Serie, die seit 1972 im Bastei-Verlag erscheint.
Die «Wilder-Westen»-Traumwelt verschränkt das Hörspiel mit der realen Wirtschaftswelt des Bürogeschehens. Hier wie dort: «Das Faustrecht regiert.» Und: «Eine eigene Rasse sind sie, diese Räuber und Mörder des Wilden Westens.» Aus dem Westerner Lassiter wird allmählich der Wirklichkeitsrächer Lassuter.
Autorin Pamela Dürr macht sich in Hörspielform einen satirischen Reim auf Auswüchse der Wirtschaftswelt. Unter der Regie von Geri Dillier ist aus dem doppelten Spiel auf zwei Ebenen ein witzig-ironisches Unterhaltungsstück geworden – nicht ohne Tiefgang.