Er hat die Welt bereist und spricht französisch, italienisch, spanisch. «Wenns sein muss, sogar kroatisch», lacht Elritschi und sagt dies in seinem weltgewandt abgefeilten Obwaldnerisch. «Mit Plaudern komme ich überall durch, mit Singen sowieso», meint er schelmisch und verrät: «Auf der Bühne kann man auch mal dergliiche tue, und alle findens gut.» In Paris aber war er durchaus, der polyglotte Sänger aus der Innerschweiz. Und in Schottland, Madrid oder Siena. «Ich bin überall zu Hause, mein Herz aber gehört nach Engelberg.»
Kein Lachen! Zürich sei auch ganz hübsch, solange man im El Lokal sitze. Lautes Lachen, das sich in ein Kicherstakkato steigert. «Hier drin habe ich vieles erlebt», sagt der agile Mann und zeigt in alle Richtungen. «Da hängt eines unserer Konzertplakate, der Hirsch dort oben ist von uns, und von dieser Bühne bin ich auch schon abetroolet.»
«Mit meinen Liedlis fülle ich eine Marktnische»
Wenn Elritschi «von uns» sagt, meint er Jolly & the Flytrap, seine Band seit Pfaditagen. Sie hat Richard Blatter, so sein bürgerlicher Name, mit Bruder Hannes und weiteren Gspänlis 1986 gegründet. Bis heute stürmen die Jollys mit ihrem Soundmix die Bühnen, machen jedes Konzert zur fidelen Tanzparty und sind doch bescheiden geblieben. «Die Jollys sind ein wunderbares Hobby», sagt Elritschi und verbessert sich sogleich: «Nein, eine Leidenschaft.»
Mit Konzerten hält sich die Band zurück, auch weil alle Mitglieder in ihren Brotberufen engagiert sind. Wie Blatter selbst, der als Betriebsökonom bei Mediapulse arbeitet, welche die Einschaltquoten von TV, Radio sowie Onlineklicks erhebt. «Ich liebe Zahlen», betont er und erwähnt seine Kassierkarriere bei Pfadi und Fasnachtskomitee. «Ich liebe aber auch die Menschen – und das Singen!» Gesungen habe er schon im Kindergarten, Gitarrenspiel und Songschreiben habe er sich selbst beigebracht. «Und keiner soll mir sagen, wie mans anders macht», lacht er ins El Lokal.
Zum Solisten Elritschi wurde er 2000 und gibt seither mehr Konzerte als mit den Jollys: «Elritschi ist zum Teilzeitjob geworden, denn mit meinen Liedlis fülle ich eine Marktnische.» Als Nebeneffekt lerne er Spielorte und Menschen im ganzen Land kennen. Als Netzwerker fühlt er sich ebenso im Element wie als Songschreiber, Sänger und Bühnentiger.
Der dreifache Vater ist eine liebevolle Saftwurzel, ein ansteckendes Energiebündel. Sein neuster Streich: eine Vinylsingle mit der Fidelis Big Band (Noman Records 2023), mit der er nun auf Tour geht. Mit zwei Songs ganz nach seinem Gusto: simpelschön und chlepfig.
Elritschi
Mi, 19.4., 19.00 Länzgi Bühne Stans (gratis)
Mi, 17.5., 20.00 Bar59 Luzern
Sa, 17.6., 12.30 B-Sides Festival Kriens LU
www.elritschi.ch
www.jollys.ch
Elritschis Kulturtipps:
Album: Admiral James T: 16 Country And Western Hits (Dala 2023)
«Im Moment mein Lieblingsalbum, denn der Admiral aus Winterthur schreibt die geilsten Songs im Land, weil er sich überall die besten Referenzen holt. Willie Nelson hätte seine helle Freude daran.»
Buch: William Wolfensberger: Die Glocken von Pralöng (Chronos 2016)
«Ein absoluter Geheimtipp und bis heute brandaktuell, obwohl 1965 erstmals erschienen. Eine unglaubliche Geschichte aus dem Val Müstair, welche die Schweiz im Kleinen zeigt. Wuchtig und lustig.»
Konzert: Al-Berto & The Fried Bikinis
«Auch eine Band aus Engelberg, die es in sich hat. Immer wenn die Jollys absagen müssen, sagen wir: Nehmt die Al-Bertos mit ihrem wunderbaren Surfsound.» Sa, 17.6., 19.30 Eienwäldli Fäscht Engelberg OW Sa, 12.8., 15.20 Heitere Openair Zofingen AG