Elektronische Kammermusik: Akustische Grenzerfahrung
Das Basler Arte Quartett experimentiert beim Projekt «Luftstrom 18» mit elektronischen Blasinstrumenten. Als EW-4 manipulieren die vier Musiker neben Soundfetzen auch das optische Erleben.
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Kulturtipp 25/2018
Jonas Frehner
Es war vorprogrammiert, dass sie irgendwann komplett ausbrechen würden. Schon Mitte der 90er waren dem Arte Quartett die Grenzgebiete am liebsten, sei dies im Jazz, in der Neuen Musik oder der Improvisation. Damals beschränkten sich Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, Andrea Formenti und Beat Kappeler noch auf Klänge vom Saxofon. Die Digitalisierung machte aber auch vor ihrer Musik nicht halt: Nach und nach wurden akustische Sounds um Live-Elektronik und Effektgeräte erwei...
Es war vorprogrammiert, dass sie irgendwann komplett ausbrechen würden. Schon Mitte der 90er waren dem Arte Quartett die Grenzgebiete am liebsten, sei dies im Jazz, in der Neuen Musik oder der Improvisation. Damals beschränkten sich Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, Andrea Formenti und Beat Kappeler noch auf Klänge vom Saxofon. Die Digitalisierung machte aber auch vor ihrer Musik nicht halt: Nach und nach wurden akustische Sounds um Live-Elektronik und Effektgeräte erweitert. Und dann rutschte den ehemaligen Kommilitonen unvermittelt ein EWI rein.
«EWI?», fragen Nicht-Musiker verständnislos. Die Abkürzung steht für «Electronic Wind Instruments», zu Deutsch «Blaswandler». Mit diesen elektronischen Instrumenten lässt sich der Luftstrom des Musikers abtasten und am Computer oder Synthesizer in beliebige Signale umwandeln. Damit waren EWI ein gefundenes Fressen für die neugierigen Saxofonisten – kurzerhand gründeten sie das Electronic Wind Quartet EW-4. «Bis heute untersuchen wir, was das Instrument leisten kann, und loten Grenzen aus», beschreibt Sascha Armbruster den andauernden Lernprozess. Der Saxofon-Dozent an der Hochschule Luzern wurde selbst wieder zum Schüler: «Kaum jemand arbeitete mit Blaswandlern, Hilfe und Inputs holten wir uns schliesslich beim Erfinder des Syntophons Martin Hurni.»
Anspruchsvolles Gesamtpaket
Sperrig, fordernd und ungewohnt klingt die digitale Kammermusik von EW-4, welche jeweils bei technisch versierten Komponisten in Auftrag gegeben wird. Etwa beim 37-jährigen Emilio Guim, der ein multi-mediales Werk geschrieben hat. Darin treffen live manipulierte Videos auf eine Melange aus schroffen Elektrosounds, Störgeräuschen und ausserirdisch anmutenden Tönen. Hier blicken nicht nur die Musiker über den Tellerrand – auch dem Publikum wird mutiges Zuhören zugetraut.
EW-4: «Luftstrom 18»
Do, 29.11., 20.00 Gare du Nord Basel
Fr, 30.11., 20.00 Neubad Luzern
Di, 15.1., 19.00 Theater Rigiblick Zürich