Die Idee ist in Altdorf beim Festival Alpentöne (siehe Seite 20) entstanden. Man wollte eine Tonspur von Altdorf UR bis nach Rümlingen BL zum dortigen Musikfestival ziehen. Jetzt geht es noch weiter – vom Tessin bis ins Baselbiet: Die aussergewöhnliche «Expedition» wandert zwischen dem 15. und 24. August etappenweise von Süden nach Norden.
Reichlich Improvisation
Das Repertoire des 13-köpfigen «Ton & Tal»-Ensembles umfasst Volksmusikalisches, Neue Musik, Experimentelles – und reichlich Improvisation. Die Musiker spielen unterwegs vorgefertigte, komponierte Töne und nehmen improvisierend Klänge und Geräusche der Umgebung auf. Sogenannte «Schrittstücke» sind Kompositionen, die im Gehen gespielt werden. Die Schuhe der Spielenden sind selbst tonerzeugend. Die Ensemble-Mitglieder müssen wandertauglich sein.
Die Musikanten sind in drei Grundfarben kostümiert. Alle haben eine würfelförmige Holzkiste von 80 Zentimetern Kantenlänge dabei. Diese Kisten lassen sich bei Auftritten individuell anordnen und ergeben zusammen eine Konzert-Installation, ein «Bühnenbild». Gespielt wird im Ensemble mal gemeinsam, in unterschiedlichen Formationen oder auch solo.
Spielorte sind Strassen und Plätze, Siedlungen, ein Klostergarten, ein Tunnel oder ein Stadtpark. Dazu kommen Verkehrsmittel wie die Eisenbahn, Postautos, Gondel- und Zahnradbahnen oder Schiffe. Es geht über Felder und Wiesen, auf Berge und über Pässe. Am Abend bleibt Zeit, um am jeweiligen Etappen-Ort konzertant aufzuspielen und mit lokalen Formationen zu musizieren. Das Ensemble kann unterwegs mit Naturgeräuschen oder mit Klängen von Hornussern in einen musikalischen Dialog treten.
Zwei Jahre Planung stecken hinter den zehn Tagen «Ton & Tal». Urban Mäder, künstlerischer Ko-Leiter der «Expedition», erzählt, dass die gesamte Strecke auf einer «Vor-Expedition» akribisch rekognosziert wurde. «Die grösste Herausforderung sind die vielen unterschiedlichen Situationen.» Immerhin zählt die Tour insgesamt rund 50 Konzerte oder «Klang-Events».
Mit auf der «Expedition» ist eine Jahrmarktorgel mit Jahrgang 1911. Viele Jahre hat sie als Attraktion auf einem Rummelplatz in Deutschland gute Dienste geleistet. Jetzt wandert sie durch die Schweiz. Als Uraufführungen erschallen aus der Orgel neun Kompositionen, eigens für «Ton & Tal» geschrieben und aufwendig auf gestanzten Falzkarton (Lochkarten) übertragen.
Zu den Leuten hin
Zu den musikalischen und anderen Tönen kommen Texte des Schriftstellers Tim Krohn («Einsiedler Welttheater»). Er hat an verschiedenen Orten sprachliche und andere Eigenheiten gesammelt und zu Texten verdichtet, die bei den Expeditionshalten vorgetragen werden.
«Wir gehen zu den Leuten», sagt Urban Mäder. Und er ist zuversichtlich, dass die Gruppe auf Anklang stossen wird. «Wenn wir in Altdorf im Rahmen des Festivals Alpentöne im Theater Uri auftreten, haben wir ein volles Haus.» Es könne aber auch sein, «dass das ‹Betreuungsverhältnis› Publikum–Musiker zwei zu eins beträgt, wenn beispielsweise Akkordeonist Hans Hassler in einer Seilbahngondel für zwei Passagiere spielt». Er meint schmunzelnd: «Wenn wir auf den Napf steigen, sind wir vielleicht mausbeinallein.»
Auf Anmeldung kann man sich an der Expedition beteiligen. Es gibt Arrangements für einzelne Etappen oder für die gesamte Tour. Darin inbegriffen: Reiseführung, Fahrkarten, Verpflegung und Unterkunft. Radio SRF 2 Kultur begleitet die «Ton & Tal»-Expedition mit täglichen Beiträgen um 08.45 Uhr («Klingende Postkarte»). Es gibt tönende Rückblicke auf den Vortag und Vorschauen auf den Expeditionstag.
«Ton & Tal»-Ensemble
Im 13-köpfigen Ensemble spielen mit: Shirley Anne Hofmann (Blasinstrument Euphonium, Trompete und Akkordeon), Peter Schärli (Trompete), Balthasar Streiff (Alphorn, Büchel), Hans Hassler (Akkordeon, Klarinette), Christoph Brunner (Schlagzeug), Benjamin Brodbeck (Perkussion), Christian Dierstein (Schlagzeug), Christophe Dufaux (Akkordeon), Marcel Oetiker (Schwyzerörgeli), Stephen Menotti (Posaune), Hans Koch (Holzbläser), Samuel Stoll (Waldhorn), Co Streiff (Saxofon).
Von Airolo nach Augst: Die Expeditionsroute
- Do, 15.8.
Airolo TI
Ab 17.00
- Fr, 16.8.
Airolo–Altdorf, «Alpentöne»
Ab 08.00/16.00 (Altdorf)
- Sa, 17.8.
Altdorf, «Alpentöne»
Ab 12.00
- So, 18.8.
Flüelen–Luzern
Ab 13.00
- Mo, 19.8.
Luzern–Pilatus–Alpnach
Ab 11.00
- Di, 20.8.
Alpnach–Glaubenberg–
Heiligkreuz–Schüpfheim
Ab 12.00
- Mi, 21.8.
Schüpfheim–Napf–
Sumiswald–Wasen i.E.
Ab 08.30
- Do, 22.8.
Wasen i.E.–Langenthal
Ab 10.00
- Fr, 23.8.
Langenthal–Rümlingen BL
Ab 10.30
- Sa, 24.8.
Rümlingen–Augst BL
Ab 12.00