Wirft man eine unerfüllte Liebe, etwas französischen Charme und zwei Weltkriege in den Mixer, käme ein fader Brei heraus. Der Autor Alex Capus schafft aber das Meisterstück, diese Ingredienzen zu einer berührenden Geschichte zu verschmelzen – obwohl sie simpel daherkommt: Die Jugendlichen Léon Le Gall und Louise Janvier lernen sich während des Ersten Weltkriegs an der Atlantikküste kennen und verbringen eine gemeinsame Nacht am Strand. Ein Luftangriff reisst jedoch die beiden auseinander. Jahre später, als Léon bereits mit Frau und Kind in Paris lebt, begegnen sie sich in der Metro wieder. Es folgt eine Liebesgeschichte im Dreieck und abseits von Konventionen, die von Briefen, Gedanken und der Kraft der selbstauferlegten Trennung am Leben gehalten wird. 

Leben und Charme 

Alex Capus hat für seine Geschichte Inspiration in der Familie gefunden: Sein französischer Grossvater hat beide Weltkriege erlebt und wie Léon als Polizeichemiker in Paris gearbeitet. Zu dieser Biografie hat der Autor die Liebesgeschichte dazu- gedichtet. Capus trumpft mit sauber recherchierten Details auf: So hört man von der Räumung des «Ministe­riums der Schande» in Paris, wo Millionen Karteikarten über Ausländer und Flüchtlinge gelagert wurden, welche vor dem Einzug der Deutschen in Sicherheit gebracht werden mussten. Eigentlich schade, wurde das Hörspiel nicht in Französisch aufgenommen. Das hätte noch mehr Leben und Charme reingebracht – und den trefflichen Akkordeonmelodien zu noch mehr Authentizität verholfen. 

Léon und Louise
Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Alex Capus
Mit Burghart Klaussner, Siegfried Terpoorten, Yvon Jansen, Susanne Marie Wrage u.a. 
Regie: Margret Nonhoff

Teil 1/3 
Mo, 24.11., 14.06 Radio SRF 1 
(Jew. Mo, 14.06)