Er weiss und hat nichts. Ausser zwei Briefen von seiner Mutter, die kaum etwas verraten. Zwar hat man Lars einst gesagt, dass seine Mutter erkrankt sei – doch sie bleibt verschwunden. Vermutlich ist sie nach Indien gereist oder sonst wohin, nimmt Lars zumindest an. Also macht er sich auf die Suche nach ihr. Genauer: Zuerst büxt er aus seinem Kinderheim aus, denn dorthin wurde er versorgt.
Das ist die Ausgangslage des Jugendbuchs «Mein Dschinn» des Berner Schriftstellers Lukas Hartmann, der zuletzt «Abschied von Sansibar» veröffentlicht hat, einen Roman für Erwachsene über eine unglückliche Liebe und die Suche nach Heimat.
Eine Reise nach Indien ist für Lars nicht so einfach. Auf seinem Weg macht er die Bekanntschaft mit einem Mann namens Kol. Dieser erweist sich als ausgesprochen rätselhaft. Denn er ist ein Magier, kann zaubern und die Realität zum Verschwinden bringen. Er hilft Lars bei der Suche nach seiner Mutter; seltsamerweise scheint er zu wissen, wo sie steckt.
Doch Lars kommt zuerst in eine italienische Romafamilie, wo er sich mit einem Mädchen anfreundet. Dort lernt er auch sein erstes Handwerk kennen – stehlen. Das ist zwar verwerflich, wird sich im weiteren Verlauf der Geschichte für ihn aber als nützlich erweisen. Denn Lars weiss jetzt von einem Freund seiner Mutter, warum sie nach Indien reiste. Ein Guru sollte sie dort von ihrer Drogensucht heilen. Doch dahinter versteckt sich Übles: Der Mann stellt sich als ein Bösewicht heraus, der die Frau zwingen will, mit Drogen zu handeln.
Als die Mutter auf einem indischen Flughafen Drogen durch den Zoll schmuggeln soll, erhält sie einen Schlag auf den Kopf und verliert ihr Gedächtnis. Lars findet sie in diesem Zustand schliesslich in den Fängen des Gurus. Und jetzt kommt die Nützlichkeit des Klauens: Lars kann dem Bösewicht einen Schlüssel entwenden, um seine Mutter zu befreien.
Packende Story
Offen bleibt, ob Lars jetzt sein Glück endlich findet. Ein gerechtes Ende? Das ist Ansichtssache; jedenfalls war Autor Lukas Hartmann dieser Auffassung. Der Verlag wollte jedoch zum erzählten Ende «noch mehr Erklärungen», wie der Autor im Nachwort schreibt.
Fantasy, diskriminierte Roma, Drogensucht, Abenteuer- und Krimielemente. All dies hat Lukas Hartmann in seinen Roman verpackt. Das ist zwar ziemlich viel, und dennoch bleibt das Buch stets spannend – eine packende und vielschichtige Geschichte, die den Leser auf eine aufregende Reise mitnimmt. Lena Sigrist ist überzeugt: Das Buch wird es bei jungen Leuten einfacher haben als beispielsweise Hartmanns Kinderroman «Anna annA», das eher auf Mädchen zugeschnitten ist.
Lukas Hartmann
«Mein Dschinn»
200 Seiten
Ab 10 Jahren
(Diogenes 2014).