Eindrückliche Geschichten vom Krieg
Jugendbücher über den Ersten Weltkrieg: Zwei neue Romane wählen einen sehr unterschiedlichen Zugang – einmal berührend, einmal bedrückend.
Inhalt
Kulturtipp 04/2014
Roland Gysin
Pauline Lichtenberg wohnt in einer deutschen Kleinstadt. Eines Tages erhält die 14-Jährige einen Feldpostbrief aus Verdun. Er war fast 100 Jahre unterwegs und ist an ihre Urgrossmutter adressiert. Die kuriose Geschichte ist für Pauline Anlass, mehr über den Krieg und ihre Namensvetterin zu erfahren.
Liebesgeschichte
«Feldpost für Pauline» ist eine doppelte Liebesgeschichte. Geschickt verquickt die deutsche Autor...
Pauline Lichtenberg wohnt in einer deutschen Kleinstadt. Eines Tages erhält die 14-Jährige einen Feldpostbrief aus Verdun. Er war fast 100 Jahre unterwegs und ist an ihre Urgrossmutter adressiert. Die kuriose Geschichte ist für Pauline Anlass, mehr über den Krieg und ihre Namensvetterin zu erfahren.
Liebesgeschichte
«Feldpost für Pauline» ist eine doppelte Liebesgeschichte. Geschickt verquickt die deutsche Autorin Maja Nielsen die Romanze der Urgrossmutter mit ihrem Verlobten auf dem Schlachtfeld von Verdun mit den ersten Liebeswirren von Pauline in der Gegenwart. Dieser dramaturgische Kniff wirkt zwar etwas konstruiert und hemmt den Erzählfluss. Er ist aber ein guter «Türöffner» für jugendliche Leserinnen und Leser, die wie Pauline «so gut wie gar nichts» über den Ersten Weltkrieg wissen.
Für «Fortgeschrittene» eignet sich der Jugendroman «Zuletzt die Hunde» aus Belgien. Die Geschichte spielt im Dezember 1917 in der Umgebung der Stadt Mechelen. Victor Vervoort ist 17 Jahre alt und leidet an Epilepsie. Sein innig geliebter Bruder steht als Soldat an der Front.
Die Besetzung des Landes durch deutsche Truppen lassen die Menschen hungern, sterben, stehlen und morden. In der Not essen sie Katzen und Hunde. Eines Morgens ist auch Victors bester Freund Django, der Belgische Schäferhund, verschwunden. Es ist der Beginn einer albtraumhaften Suche.
Auf dem Markt in Mechelen trifft Victor auf einen Mann, der ihm einen Hund verkaufen will: «Ausgebeint, für zweihundertsiebzig Centimes». Victor erfährt, dass streunende Hunde in die Schlachterei ins benachbarte Boom verkauft werden. Er macht sich auf den Weg dorthin, trifft auf traumatisierte Menschen und eine vom Krieg gezeichnete Landschaft. Aber er findet auch seinen Django wieder. Diesem war die Flucht aus dem Schlachthaus gelungen. Gemeinsam kehren sie nach Hause zurück.
«Zuletzt die Hunde» schildert drei Tage im Leben von Victor Vervoort. Es ist ein Entwicklungsroman der extremen Art. Die Autorin Marita de Sterck schreckt nicht vor brutalen Schilderungen zurück. Das macht diese Geschichte vom Erwachsenwerden im Krieg umso glaubwürdiger. Kein Buch für empfindliche Leser.
Maja Nielsen
«Feldpost für Pauline»
Ab 13 Jahren
94 Seiten
(Gerstenberg 2013).
Marita de Sterck
«Zuletzt die Hunde» Ab 15 Jahren
253 Seiten
(Oetinger 2013).