Am Anfang stand die Idee, im Theater Stans Molières Komödie «Tartuffe» zu spielen. Regisseur Ueli Blum, der Leben und Werk des barocken Autors bestens kennt, erläuterte bei dieser Wahl «die grosse Aktualität», die im Stück steckt: «Da gibt es Parallelen zu heute, was Kunst und Politik angeht, denken wir etwa an den Fall Pussy Riot in Russland, an die Zensur in der islamischen Welt, an China.» Auch Molière eckte an, handelte sich Scherereien ein, weil er in seinen komischen Bühnenwerken nicht nur allzu menschliche Schwächen aufs Korn nahm. Er zielte auch unerbittlich auf Politik und Klerus.
Kunst und Gesellschaft
Das Thema Kunst und Gesellschaft interessierte die Stanser Theaterverantwortlichen deshalb mehr, als einfach «Tartuffe» zu spielen. Es sollte ein eigenes, neues Stück werden. So machte sich Ueli Blum (52) an die Arbeit und wurde selber zum Autor des Theatertextes, den er für die Bühne im Nidwaldner Hauptort Stans inszeniert.
«Molière» erzählt die «Geschichte eines Theater Lebens» (so der Untertitel). Es ist ein modernes Stück, das verschiedene Ebenen miteinander verschränkt: das Theater mit der Wirklichkeit, das private mit dem öffentlichen Leben Molières, die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Beim Schreiben war es für Ueli Blum von Vorteil, dass er mit den Verhältnissen in Stans gut vertraut ist. Hier hat er bislang drei Stücke inszeniert. «So konnte ich zum Teil bereits einzelne Figuren bestimmten Darstellern zuordnen», erzählt er. «Molière» ist auch «Theater im Theater»: Drei Ausschnitte aus bekannten Molière-Stücken sind Teil des Stanser Stücks, von Ueli Blum eigens in Mundart übersetzt, wobei er Molières Versmass und Reimschema beibehalten hat.
Grosser Lebensbogen
Die Geschichte wird als grosser Lebensbogen erzählt – von Molières Anfängen bis zu seinem Tod. Eine Art «Roadmovie» im ersten Teil, in dem der Theaterautor mit seiner Truppe durch den Süden Frankreichs zieht. Im zweiten Teil steht das Wirken Molières am Hof von Louis XIV. Im Mittelpunkt. Der Theaterabend ist als augenzwinkerndes Spiel von Rasanz geprägt («Es hat ein recht grosses Tempo») mit viel Musik und Bewegung (Choreografie: Mariana Coviello).
Das Stück «Molière» ist heutig. In der Sprache wie bei den Kostümen: «Sie sind zwar an den Barock angelehnt. Es sind aber schräge, aktuelle Kleider», erläutert Regisseur Ueli Blum. Eine schöne Verschränkung der Ebenen zeigt sich in der Figur von Molières Hauskomponisten Jean-Baptiste Lully: Christov Rolla hat Neues komponiert, originale Barockmusik aus dessen Feder bearbeitet und tritt gleich selbst als musizierender Lully auf.
Molière. Geschichte eines Theaterlebens
Regie und Stück: Ueli Blum
Premiere: Sa, 8.2., 20.00
Theater Stans NW
Weitere Aufführungen:
www.theaterstans.ch