Fast könnte man meinen, Sibylle Lewitscharoff hätte sich selbst zum 60. Geburtstag eine Parodie auf Kriminalromane geschenkt, aber es ist ihr bitterer Ernst. Zur Erinnerung: Die Autorin ist in den Fleischwolf der Moralhüter gekommen, als sie sich unbedacht über Retortenbabys äusserte. Und sie ist Büchner-Preisträgerin.
Die Handlung ist typisch Krimi. Der Münchner Hauptkommissar Richard Ellwanger wird frühpensioniert, er hat dem Entführer eines Zwillingspaars Folter angedroht. Nun langweilt er sich, zusammen mit dem zugelaufenen schwarzen Kater «Killmousky». Dieser tauchte bei ihm auf, kurz nachdem er in einem Fernseh-Krimi zu sehen war. Dem Flimmerkasten entstiegen, verleiht die Samtpfote dem Buch den Titel und einen Sympathiefaktor.
Da ruft der mysteriöse Tod einer Millionenerbin seinen Herrn an die Ostküste. Jetzt müssten Tempo, Spannung und Dramatik kommen. Leider stehen sie hinter Milieuschilderungen und einer platten Zivilisationskritik zurück. Man spürt die Anlehnungen an Autoren wie den US-amerikanischen Klassiker Raimond Chandler oder die englische Autorin Caroline Graham und ihren Ermittler Tom Barnaby. Doch diesem Krimi fehlt das Herzblut, das Gespür für das Genre.
Dafür kennt sich die Autorin mit Katzen aus und führt an diesen vor, wie ein guter – wenn auch kapriziöser – Freund sein könnte. Er stellt keine Fragen, macht keine Vorwürfe, hilft die Verbitterung überwinden, schmuggelt Lebenslust ins Haus und passt mit listigen Tricks, falschen Fährten und dunklen Geheimnissen akkurat in die Berufswelt seines ermittelnden Kumpels.
Sibylle Lewitscharoff
Killmousky
223 Seiten
(Suhrkamp 2014).
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