Er begeistert alle. Der Schweizer Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart scheint omnipräsent – und dennoch stets zurückhaltend. Kein Star, eher schon der Mann im Hintergrund, aber dennoch unverzichtbar im Film oder Bühnenstück. Am beliebtesten sind zwar seine komödiantischen Auftritte, aber er kann auch Nachdenklichkeit pur verkörpern – erstmals in Fredi Murers «Vollmond» (1998).
Hanspeter Müller-Drossaart kommt aus der Zentralschweiz, aus Erstfeld im Kanton Uri. Aus einer knorrigen Ecke des Landes also, auch wenn der 58-jährige Schauspieler heute in der Zürcher Agglo lebt. Nachdem er die Internatsschule am Kollegium Sarnen absolviert hatte, liess er sich an der Zürcher Schauspielakademie ausbilden. Später wurde er Ensemblemitglied am Zürcher Theater am Neumarkt sowie am Schauspielhaus.
Kino, TV und Bühne
Seit Jahren ist Müller-Drossaart nun freischaffender Schauspieler in Kino- und Fernsehfilmen. Er hat in über 20 Schweizer Filmen mitgespielt: 2006 verkörperte er in der Komödie «Cannabis – Probieren geht über Regieren» beispielsweise den bekifften Bundesrat Alois Mumentaler, der wegen einer Augenkrankheit illegal Cannabis konsumiert. Vor vier Jahren spielte er an den Thuner Seespielen den Dällebach Kari, der in seiner Verzweiflung Suizid begeht. Schon in Xavier Kollers Film hatte er den traurigen Berner Coiffeurmeister verkörpert.
Seit Anfang September läuft «Der Koch» in den Kinos der Deutschschweiz. Dieser Film dreht sich um einen leidenschaftlichen, tamilischen Koch und Asylbewerber namens Maravan. Nachdem dieser in einem Schweizer Sternelokal als Hilfskraft zu kochen begann, baut er ein Catering für Liebesmenus auf. Als sein Geschäft floriert, kommt er mit Hanspeter Müller-Drossaart, einem Waffenhändler, in Kontakt. In dieser Rolle sieht man den Schauspieler nun nicht als liebenswürdigen Sympathieträger, sondern als widerlichen Lebemann, der gesundheitlich angeschlagen ist.
Vor sechs Jahren startete er seine Kabarettkarriere und stand mit einem eigenen Programm auf der Bühne. Weitere Produktionen folgten. Nun ist er mit seinem vierten Kabarettprogramm auf Tournee. Darin stellt er Fragen wie: «Kennen Sie Wasabi-Schabziger vom Glarner Take-away? Warum haben an der Olma-Konferenz der Tiere die Schweine das Sagen, während Oswald Grübel im Café Würmlinger hockt? Lernen Sie die ausgewogene LME kennen, die Links-Mitte-Rechts-Partei, und geniessen Sie den innig-ironischen Blues ‹i bi so hirnrissig-hornissig …›»
Film: Der Koch
Regie: Ralf Huettner
Zurzeit im Kino
Kabarett: Himmelhoch
Fr, 19.9., 20.15
Kulturm Solothurn
Sieben Fragen an Hanspeter Müller-Drossaart
kulturtipp: Was erwartet das Publikum bei Ihrem Kabarettprogramm «Himmelhoch»?
Hanspeter Müller-Drossaart: Eine heitere Reise durch ein paar urhelvetische Charakter-eigenschaften, mit ironischem Augenzwinkern, aber auch bissigen Pointen, in verschiedenen Dialekten und mit markanten Figuren.
Was hat es mit den vorherigen Programmen gemeinsam?
Gemeinsam sind die vitalen, humorig-plastischen «Chnebelgrinde» aus dem Panoptikum Schweiz. Neu dazugesellt haben sich eine gesteigerte satirische Bissigkeit und eine etwas politischere Betrachtung unseres Alltages.
Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Schweizer Kabarettszene?
Es wäre wohl fatal und beschränkend, wollte man einem erfolgreichen Vorkämpfer der Berufsgattung imitierend nacheifern. Der Begriff «Vorbild» gehört sowieso in eine überholte Vorstellung der Ich-Findung. Man darf und soll sich an andern orientieren und messen. Aber das Glück in der Kopie anzustreben, halte ich für Mumpitz.
Besuchen Sie häufig Vorstellungen anderer Kabarettisten?
Gerne und so oft ich kann! Aus Neugier, persönlicher Unterhaltungslust und Wertschätzung der Arbeit der Kollegen. Zudem, um mich im Kontakt mit der «Familie» zu verbinden.
Was fasziniert am Kabarett?
Der direkte Kontakt mit dem Publikum! Das gemeinsame, möglichst unterhaltende und geistreiche Beschauen der gesellschaftlichen Verbindlichkeiten.
Was macht Ihnen mehr Spass: Als Schauspieler vor der Kamera zu stehen oder die Leute mit Ihrem Kabarettprogramm zum Lachen zu bringen?
Ich möchte den «Föifer» nicht fürs «Weggli» hergeben und umgekehrt.
Welche Arbeit fordert Sie mehr?
Jede Spielform hat ihre eigenen Herausforderungen. Beides nebeneinander zu betreiben, erhält die «Werkzeuge» und den Arbeitsgeist wach.
Was meinen Sie?
Frage: In welcher Rolle hat Ihnen Hanspeter Müller-Drossaart am besten gefallen?
Schreiben Sie uns Ihre Meinung (bitte auch Wohnort angeben)!
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