Sänger, Texter, Zeichner – er ist ein Mann mit vielen Talenten. Seit 2009 ist er solo unterwegs und spielt in der Band, die seinen Namen trägt. Stahlberger heisst die Formation nicht etwa, weil Manuel Stahlberger der Chef wäre, sie funktioniert basisdemokratisch. Hier singt er seine eigenen Texte, welche die Musiker im Rock- und Popgewand zu fünft interpretieren. Vergangenheit sind Manuel Stahlbergers Kleinkunstaktivitäten mit den Duos Möhla & Stahli (ab 1994) und Stahlbergerheuss (2003 bis 2011).
Preisgekrönt
Manuel Stahlberger ist der Solo-Kleinkünstler, der sich mit eigenen Bühnen-Programmen einen Namen geschaffen hat: 2009 erhielt er für sein Schaffen den renommierten «Salzburger Stier», den Preis, den mehrere deutschsprachige öffentlich-rechtliche Radiosender vergeben.
«Die Gschicht isch besser» heisst das dritte Album von Stahlberger, der Band des 40-jährigen St. Gallers. Die Songs bieten surreale Träume und Albträume, Kindheitserinnerungen, seltsam-schräge Geschichten wie die vom Besuch des grössten Mannes der Welt als Provinzstadtevent.
Brillant bös auf den Punkt gebracht ist die Beobachtung im Song «Schwizer Film», wo es heisst: «Sie hät Zürigschnätzlets gmacht / Und seit: I ha Zürigschnätzlets gmacht.» Der letzte Song des neuen Albums widmet sich dem Weltuntergang: «Wenn d Welt undergoht / Und me stoht grad a de Kasse am Warte / Und s letscht wo me ghört: Hend sie d Supercharte?»
In zwei Welten
Geht das gut zusammen, Kleinkunst hie und Rockband da? Für Stahlberger stimmt es: «Ich brauche diese zwei Welten – die Kleintheaterbühne und die Rockband. Ich möchte das keineswegs gegeneinander ausspielen.» Für den St. Galler ist es selbstverständlich, seine Texte in Mundart zu verfassen.
«Das ist die einzige Sprache, in der ich die Wörter habe, die ich für meine Geschichten brauche», sagt der Ostschweizer Mundartpoet. Auch weil es meist um unspektakuläre Themen gehe, setze er Mundart ein: «Die kleinen Sachen muss man genau benennen, damit sie lebendig sind. Es gibt keine andere Sprache, in der ich das kann.»
Ob solo oder in der Band: Beim Texten reduziert und verdichtet er Geschichten auf wenige Zeilen. Für die Band schreibt er in noch knapperen Worten. «Die Band-Songtexte sind Miniaturen, wie kleine Strichzeichnungen. Wenn ich einen Text für mein Soloprogramm mache, ist alles ausschraffiert.»
Start mit Comics
Das Markenzeichen von Manuel Stahlberger ist seine lakonische, beinahe schon stoische Art. Es ist keine Pose, dass er auf der Bühne nicht den wilden Performer gibt. Auf der Bühne müsse er sich hinter seine Geschichten zurücknehmen, «weil ich nicht der bin, der sie verkörpert. Die Texte müssen so stabil sein, dass ich hinstehen und sie relativ trocken vortragen kann. Nicht, weil ich finde, trocken ist cool. Sondern, weil ich es so gewohnt bin. Ich kann nicht anders.» Das sei durch sein Naturell bedingt.
Eigentlich hat Manuel Stahlberger mit Zeichnen angefangen. «Die Musik ist irgendwie dazugekommen, mehr durch Zufall.» Sein Talent hat er mehrere Jahre für seinen Comic «Herr Mäder» im St. Galler Kulturmagazin «Saiten» genutzt. Oder er zeichnet in seinem Soloprogramm, wo er zwischen den Songs eine kleine kommentierte «Dia-Show» einbaut: Bildprojektionen ab Laptop, verfremdete Kantonswappen, wunderbar witzige Piktogramme oder die erfundene, aber angeblich in der St. Galler Stiftsbibliothek gefundene blutige Ritter-Geschichte mit bunten Bildern – alles versammelt in seinem Buch «Zeug».
Wieder zeichnen
Das Zeichnen will er nicht missen. «Ich möchte schon länger wieder einen Comic machen, aber es fehlt mir im Moment die Zeit dazu.» Aktuell zeichnet er «Visuals» für die Stahlberger-Tour, Bilder, die bei den Konzerten projiziert werden: «Es sollen langweilige, uncoole Visuals werden, mehr so Anti-Visuals.»
Stahlberger sagt: «Es passt eigentlich besser zu mir, irgendwo im Zimmer zu sitzen, etwas zu zeichnen und das rauszugeben. Da ist mir schon sehr wohl. Ich bin manchmal erstaunt, dass ich nach 20 Jahren immer noch auf der Bühne rumstehe. Aber es kommt viel zurück.»
CD
Stahlberger
Die Gschicht isch besser
(Irascible 2014).
Konzerte
Sa, 5.4., 20.00
Kleintheater Luzern (mit Trummer)
Fr/Sa, 11./12.4., 22.00
Palace St. Gallen
Do, 17.4., 21.00
Kuppel Basel
Fr, 18.4., 19.00
Salzhaus Winterthur
So, 20.4., 21.00
Reitschule Bern
Fr, 25.4., 21.00
Bogen F Zürich
Sa, 3.5., 20.30
Löwenarena Sommeri TG
Buch
«Zeug» (Piktogramme)
Sa, 5.4.–Sa, 19.4.
Kleintheater Luzern
Weitere Infos:
www.stahlberger.ch
Manuel Stahlberger
«Zeug»
215 Seiten
(Typotron/Der gesunde Menschenversand 2013).