Der jordanische Film «Theeb» («Wolf») handelt in der Zeit, als im Nahen Osten das Osmanische Reich dominierte. Die Handlung spielt zudem an einem filmhistorisch berühmten Ort, in der berückend karg-schönen Wüstenlandschaft des Wadi Rum. Dort, wo einst das klassische Filmepos «Lawrence of Arabia» (1962) gedreht wurde, an das «Theeb» nun erinnert. Spielfilm-Regiedebütant Naji Abu Nowar gibt so in fiktionalem Gewand ein Zeitbild wieder, das im Kleinen die grosse Historie spiegelt.
Ein Englisch sprechender Fremder in Uniform (Hassan Mutlag) muss, mit einer geheimnisvollen Kiste im Gepäck, auf dem alten Pilgerweg die Wüste durchqueren. Dazu braucht er einen Führer. Unter den Beduinen findet er dafür Hussein (Hussein Salameh), mit dem sich der Fremde auf den Weg von Brunnen zu Brunnen macht. Husseins kleiner Bruder Theeb folgt ihnen heimlich auf einem Esel.
Feindliche Natur
Es ist ein gefährliches Unterfangen. Der Pilgerweg ist zwar als solcher nicht mehr frequentiert, weil die Eisenbahn als Transportmittel durch die Wüste führt. Das machte die Pilgerführer arbeitslos; sie sind zu Wegelagerern geworden.
Die Ereignisse nehmen einen dramatischen Verlauf mit tödlichem Ausgang. Der kleine Beduinenjunge Theeb (Jacir Eid) bleibt bald allein zurück. Die Erwachsenen sind Opfer von Schiessereien geworden. Ganz auf sich gestellt, hat er die gefährliche Begegnung mit einem verwundeten Banditen zu bestehen. Angeblich ein früherer Pilgerführer, der sagt: «Der Stahlesel, die Eisenbahn, das ist es, was uns zerstört hat.» Der kleine Theeb holt selber zu einem unerwarteten Gewaltakt aus. Es geschieht aus Rache.
Die Landschaft spielt in diesem Film eine gewichtige Rolle. Diese wunderschöne, aber auch feindliche Natur ist der Ort für einen Western. Aber das Genre wird der Beduinen-Welt nicht aufgepfropft. Vielmehr gelingt es dem Film, die Gattung in eine neue, ungewohnte Umgebung zu überführen. Und so mit bekannten Handlungsmustern und Motiven etwas Neues entstehen zu lassen: einen existenziellen Beduinen-Western aus dem Weltkriegsjahr 1916, dessen Ereignisse im Nahen Osten kaum Beachtung im Westen fanden. Vor allem aber: «Theeb» ist ein universell gültiges, mit wunderbaren Bildern aufwartendes Kinoereignis.
Das Debüt von Regisseur Naji Abu Nowar wurde an zwei Festivals preisgekrönt, für die Kameraarbeit erhielt Wolfgang Thaler in Kairo den Jurypreis.
Theeb – Wolf
Regie: Naji Abu Nowar
Ab Do, 9.4., im Kino