Das erste Mal sah ich ihn vom Schiff aus. Aus Griechenland zurückkehrend und im Morgengrauen durch das verschlafene Venedig kreuzend, entdeckte ich ihn als winzige Gestalt und traute meinen Augen nicht. Gleissend weiss stand er an der Spitze der Punta della Dogana wie ein eben gelandeter Alien, der skeptisch in die pittoreske Lagunenstadt blickt. Was dieser exotische Bub in seiner Hand hielt, konnte ich vom 12. Fährendeck aus nicht erkennen. Meine Neugierde war geweckt. Nur wenige Stunden später stand ich neben ihm, der nun – überlebensgross und eingerahmt von den wuchtigen Dogana-Säulen – wie ein antiker Gott wirkte. In seiner Hand hielt der Riesenbub – einen Frosch! Eine höchst seltsame Gestalt war ­ das, die mich faszinierte und zugleich abstiess. Bei den Venezianern überwog Letzteres, und so musste der «Boy with Frog» des US-Künstlers Charles Ray seinen exponierten Platz räumen. All jene, die sein vene­zianisches Gastspiel verpasst haben, können ihn nun in Basel besuchen, wo er – wohl weniger effektvoll, dafür geschützt – im Kunstmuseum steht.