DVD: Lukrativer Nebenjob
Isabelle Huppert brilliert im tragikomischen Film «La Daronne» als Pariser Polizeibeamtin und Drogen-Königin.
Inhalt
Kulturtipp 05/2021
Letzte Aktualisierung:
03.03.2021
Urs Hangartner
Ernsthafte Polizeiarbeit, Drogenhandel, eine alleinerziehende Witwe und deren sterbende Mutter: Alles Stichworte, die nicht gerade auf eine Filmkomödie hinweisen. Trotzdem ist es komisch, was abläuft, wenn die Dolmetscherin Patience Portefeux (Isabelle Huppert) vom Pariser Drogendezernat auch für die Gegenseite aktiv wird. Es geschieht nicht aus Eigennutz: Der Polizei-Lohn reicht schlicht nicht, um die Pflegeheimkosten für die Mutter zu bezahlen.
Ernsthafte Polizeiarbeit, Drogenhandel, eine alleinerziehende Witwe und deren sterbende Mutter: Alles Stichworte, die nicht gerade auf eine Filmkomödie hinweisen. Trotzdem ist es komisch, was abläuft, wenn die Dolmetscherin Patience Portefeux (Isabelle Huppert) vom Pariser Drogendezernat auch für die Gegenseite aktiv wird. Es geschieht nicht aus Eigennutz: Der Polizei-Lohn reicht schlicht nicht, um die Pflegeheimkosten für die Mutter zu bezahlen.
Patience dolmetscht bei Verhören und übersetzt aus dem Arabischen Gespräche bei Telefonüberwachungsaktionen. In gewissen Fällen schwindelt sie nach der Anhörung einer Audiodatei und notiert: «Konversation nicht relevant für laufende Ermittlung.»
Patience verkleidet sich mit einem modischen Hidschab als aufgebrezelte Drogen-Königin und macht so den etwas beschränkten Kleindealern gehörig Eindruck. Für ihre zweite Arbeit legt sie sich zudem einen pensionierten Spürhund zu. Souverän, elegant und mit der nötigen Härte bewegt sie sich im Drogenhandel als «La Daronne», als geachtete Matriarchin. Für die Polizei aber bleibt sie ein Phantom.
Geldwäscherei-Tipps von der Nachbarin
Das doppelte Spiel führt zu heiklen Situationen. Sie muss nicht nur aufpassen, bei Drogenübergaben nicht erwischt zu werden. Sie muss auch für ihre Kollegen ihre eigene Telefonüberwachung «übersetzen». Dass der Dezernat-Chef ihr Geliebter ist, vereinfacht die Gesamtlage keineswegs. Als die Mutter stirbt, hat Patience immer noch haufenweise Stoff in ihrem Kellerversteck gebunkert. Die chinesische Nachbarin, die gute Tipps in Sachen Geldwäscherei parat hat, staunt ob der Menge Shit.
Es bleibt komisch und spannend bis zum Schluss. Arabisch kann Darstellerin Isabelle Huppert, die immer noch viel jünger aussieht als ihre mittlerweile 67 Jahre, in Wirklichkeit übrigens nicht. Sie hat ihren Text phonetisch auswendig gelernt. Auch ein Kunststück.
La Daronne
Regie: Jean-Paul Salomé
F 2020, 104 Min.
(Praesens 2021)