Drecksarbeit für das Regime
Beklemmendes aus dem Iran: Der heimlich gedrehte Film «Manuscripts Don’t Burn» berichtet vom Terror des Sicherheitsdienstes – nach wahren Begebenheiten.
Inhalt
Kulturtipp 08/2014
Urs Hangartner
Keine spektakuläre Action wie man sie sich bei einem Hollywoodfilm vorstellt: Die Methoden der Einschüchterung, Überwachung und sogar Mord im Namen des Staates zeigen sich als lakonisches Alltagsgeschehen in einem bleiernen, winterlichen Iran. Ein Land, das in dunkle, düstere Farbtöne getaucht ist.
Zwei Handlanger erledigen die Drecksarbeit für das Regime. Sie betonen, dass sie im Namen Gottes die tödlichen Befehle ihrer Vorgesetzten ausfü...
Keine spektakuläre Action wie man sie sich bei einem Hollywoodfilm vorstellt: Die Methoden der Einschüchterung, Überwachung und sogar Mord im Namen des Staates zeigen sich als lakonisches Alltagsgeschehen in einem bleiernen, winterlichen Iran. Ein Land, das in dunkle, düstere Farbtöne getaucht ist.
Zwei Handlanger erledigen die Drecksarbeit für das Regime. Sie betonen, dass sie im Namen Gottes die tödlichen Befehle ihrer Vorgesetzten ausführen. Einer der beiden, Koshrow, sagt zu seinem Komplizen Morteza: «Ich tue es nicht wegen des Geldes.» Dabei hätte er ein krankes Kind zu Hause, das dringend eine Operation benötigt, wofür das Geld fehlt. Und er kontrolliert bei jeder Gelegenheit am Bankomaten, ob das Honorar überwiesen wurde. Endlich kann sein kleiner Sohn ins Spital. Eine Intervention ganz oben im Sicherheitsapparat macht es möglich.
Im Visier
Das Regime sucht unter anderem Texte von Schriftstellern, die eine brisante Geschichte ans Licht bringen sollen: ein Attentat, bei dem 21 Intellektuelle durch einen inszenierten Busunfall hätten liquidiert werden sollen. Der Staat will um jeden Preis an die Manuskripte kommen. Die drei älteren Schriftsteller Kasra, Fourouzandeh und Kian sind im Visier des Sicherheitsapparates.
Der Film wurde ohne Bewilligung im Geheimen gedreht. Die Aussenaufnahmen erfolgten im Iran selber, die Innenaufnahmen in Deutschland, wo Regisseur Mohammad Rasoulof lebt. Im Iran ist er seit 2009 verurteilt wegen regimekritischer Filmarbeit, doch das Gericht gewährte eine Bewährungsfrist, an die sich Rasoulof natürlich nicht hält. Seine Sicherheit ist gefährdet, ebenso diejenige seiner Mitarbeiter. So werden im Abspann die Namen der Crewmitglieder und der Schauspieler nicht genannt. In Cannes erhielt «Manuscripts Don’t Burn» den Preis der internationalen Filmkritiker.
Manuscripts Don’t Burn
Regie: Mohammad Rasoulof
Ab Do, 10.4., im Kino