Als Teenie hat er in einem Sarg geschlafen, für seine Abschlussarbeit im Kindergartenseminar liess er sich in einem Schrank anzünden, und auf der Bühne hat er sich mit einer Kettensäge aus Versehen ins Bein gesägt. Wer sich mit Dominic Deville beschäftigt, stösst auf die wildesten Geschichten. «Alles wahr», beteuert der Satiriker bei einem Treffen in seinem Zürcher Stammcafé. «Ich habe immer versucht, die Grenzen auszuloten. Und der Showman hat sich wohl schon früh abgezeichnet.» Als er als Kind von München in die Schweiz kam, musste er sich als «schmächtiger Junge mit komischer Sprache» auf dem Schulhof durchsetzen – «mit meinen verrückten Ideen funktionierte das gut».
«Deville Late Night» bald in der Primetime
Inzwischen ist der 43-jährige Luzerner Vater zweier Kinder und etwas ruhiger geworden. Über seine Erstkarriere als Kindergärtner hat er ein witziges Buch veröffentlicht, und mit seinen schrägen Ideen verdient er nun sein Geld. Seit 2016 ist er mit seiner Late-Night-Show am Freitagabend auf Sendung – und bringt damit eine Prise Anarchie in die beschauliche SRF-Stube. Mit einem kreativen Autoren- und Filmteam produziert er die Einspieler selbst. SRF schaut sich den Rohschnitt an – und setzt auch mal den Rotstift an, wenn es zu wild wird. «Manchmal hören wir auf sie, meistens nicht», lacht Deville. «Wir sind aber nicht mehr ganz so unberechenbar wie am Anfang.» Die Quoten sind ihm wichtig: «Wir stecken so viel Herzblut, Zeit und Energie in die Sendung. Darum sollen es nicht nur die alten Punkkollegen gut finden, sondern auch ein grösseres Publikum.» Und diesem wird er sich bald präsentieren können: Denn nach zwei Jahren auf der «Spielwiese» zu Randzeiten ist er ab April 2019 am Sonntagabend auf dem ehemaligen Sendeplatz von «Giacobbo/Müller» zu sehen. «Jetzt gilts!», freut sich Deville und sprudelt schon wieder über vor lauter Ideen.
Vorerst ist nun aber die sechste Staffel in Planung. Zum Auftakt hat er einen langersehnten Gast eingeladen: «DJ Bobo, der King of Swiss Pop!» Deville ist überzeugt von dessen Sinn für Humor: «30 Jahre in diesem Business, das macht kein Mensch ohne Humor.»
Grösste Herausforderung und zugleich grösste Stärke seiner Sendung sieht er in der Aktualität. «Auf Social Media inszeniert sich ja jeder als Satiriker. Wir versuchen, bei aktuellen Ereignissen nicht einfach draufzuhauen, sondern eine eigene Haltung zu finden.»
Austoben kann er sich nach wie vor, wenn er als Schlagzeuger mit seiner Punkband Failed Teachers oder mit seinem Bühnenprogramm auftritt, wo «das Publikum eine explosive Form von Deville zu sehen bekommt». Die Bühneneskapaden sind aber seltener geworden, seine Auftritte enden nicht mehr mit der Kettensäge.
TV
Deville Late Night
Ab Fr, 12.10., SRF 1 (jew. Fr, 23.40)
Dominic Devilles Kulturtipps
Vinyl
Nasty Rumours: «Straight To Your Heart»
(Wanda Rec. 2018)
«Die Band aus Bern hat soeben ihre Single-Collection herausgebracht. Irgendwo zwischen Ramones, Beach Boys und Undertones. Ruppig, lärmig, melodiös. Nur Hits!»
Buch
Patrick Deville: «Viva»
(Bilger 2017)
«Mein französischer Namensvetter hat ein wahres Panoptikum an Eindrücken, Figuren und Handlungen abgeliefert. Revolution! Frida Kahlo! Trotzki! Ich träume jede Nacht davon.»
Netflix-Serie/DVD
«Willkommen in Gravity Falls»
«Ich ziehe ja Spielfilme Serien vor. Aber wenn meine Kinder ‹Gravity Falls› einschalten, bin ich dabei! Spongebob meets Twin Peaks auf Zucker! Monster und Mythen! Irre!»