Dokumentarfilm: Optimist aus Leidenschaft
Was braucht es für ein erfülltes Leben? Der Dalai Lama erklärt es im Schweizer Dokfilm «Wisdom of Happiness», in Zusammenarbeit mit Richard Gere entstand.
Inhalt
Kulturtipp 25/2024
Hans Jürg Zinsli
Wir sehen vorüberziehende Wolken, blicken in riesige Bürogebäude, streifen um Menschen im Fitnesscenter oder durch den Stadtverkehr. Dann nimmt der 14. Dalai Lama auf einem Stuhl Platz und fragt, in welche Kamera er sprechen soll. Es ist der Kniff des Dokumentarfilms «Wisdom of Happiness»: Das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten spricht direkt zum Kinopublikum und lässt es an seiner Weltsicht teilhaben.
«Mitgefühl gehört zur mens...
Wir sehen vorüberziehende Wolken, blicken in riesige Bürogebäude, streifen um Menschen im Fitnesscenter oder durch den Stadtverkehr. Dann nimmt der 14. Dalai Lama auf einem Stuhl Platz und fragt, in welche Kamera er sprechen soll. Es ist der Kniff des Dokumentarfilms «Wisdom of Happiness»: Das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten spricht direkt zum Kinopublikum und lässt es an seiner Weltsicht teilhaben.
«Mitgefühl gehört zur menschlichen Natur», sagt er etwa und erlaubt sich einen biografischen Schlenker: Seine Mutter sei Bäuerin und des Schreibens unkundig gewesen, aber die Güte und Nächstenliebe in Person. Von seinem Vater hingegen habe er auch mal Schläge bekommen, wenn er an seinem Schnurrbart zog. Da kichert der 89-Jährige wie ein Schulbub.
Erstaunliches Archivmaterial
Der Film von Barbara Miller, Philip Delaquis und Manuel Bauer, die den Hollywoodstar Richard Gere als Produzenten ins Boot holten, fördert erstaunliches Archivmaterial zutage. Zum Beispiel vom März 1959, als der Dalai Lama während des Tibet-Aufstands über die Berge nach Indien floh.
Eine Million seiner Landsleute seien bis heute von den chinesischen Aggressoren umgebracht worden. Dennoch verliert er kein böses Wort über den damaligen Diktator Mao Zedong, der für ihn wie ein Vater gewesen sei.
Das dokumentarische Unterfangen ist löblich, dem Dalai Lama während 90 Minuten zuzuhören, zieht sich aber mitunter. Es geht um Selbstliebe, um Hoffnung und das Training des menschlichen Geists durch Meditation. Es geht aber auch um eine toxische «Wir gegen die»-Haltung versus Optimismus und Nächstenliebe – ohne erhobenen Zeigefinger notabene. Bloss das scheinbar nimmermüde Streicherensemble ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Wisdom of Happiness
Regie: Barbara Miller, Philip Delaquis, Manuel Bauer
CH/USA 2024, 90 Minuten
Ab Do, 5.12., im Kino