Dokumentarfilm «Köhlernächte»: Rauchendes Handwerk
Der Dokumentarfilm «Köhlernächte» von Robert Müller zeigt, wie Arbeiter im Entlebuch Holz in Kohle verwandeln: ein aufwendiges und anspruchsvolles Handwerk – europaweit einzigartig.
Inhalt
Kulturtipp 02/2018
Letzte Aktualisierung:
17.01.2018
Urs Hangartner
Gerade noch neun Personen köhlern heute im Entlebucher Gebiet Bramboden am Napf. Sie produzieren hier jährlich 80 und 100 Tonnen Grillholzkohle (Prädikat: «echt Entlebuch»). Pro Köhler reicht es damit im besten Fall zu einem Viertel des Jahreseinkommens. Das Entlebuch ist der einzige Ort in Westeuropa, wo noch gewerbsmässig geköhlert wird. Andernorts ist das Handwerk Folklore, museal wie etwa in den Dolomiten. Im Entlebuch lohnt es sich dank einem Gro...
Gerade noch neun Personen köhlern heute im Entlebucher Gebiet Bramboden am Napf. Sie produzieren hier jährlich 80 und 100 Tonnen Grillholzkohle (Prädikat: «echt Entlebuch»). Pro Köhler reicht es damit im besten Fall zu einem Viertel des Jahreseinkommens. Das Entlebuch ist der einzige Ort in Westeuropa, wo noch gewerbsmässig geköhlert wird. Andernorts ist das Handwerk Folklore, museal wie etwa in den Dolomiten. Im Entlebuch lohnt es sich dank einem Grossabnehmer, dem Detailhändler Otto’s.
Der 12-jährige Novize Lukas Thalmann baut seinen ersten Haufen während der Sommerferien. Er hat sein Lager in einem Bauwagen aufgeschlagen, um immer nah bei seinem Meiler zu sein, der 24-Stunden-Betreuung benötigt.
Vom Holzschlagen bis zum Abpacken
In regelmässigen Abständen muss Lukas den Ablauf kontrollieren, so ein Haufen braucht intensive Bewachung. Das Tannenreisig zum Bedecken der äusseren Schicht besorgt sich der Junge durch waghalsiges Motorsägen im stotzigen Waldgelände – «Muesch uf d’Finger einfach ufpasse, und d’Bei ou.»
Regisseur Robert Müller aus dem luzernischen Buttisholz präsentiert einen bildschönen Handwerksfilm. Man sieht, wie die Entlebucher Köhler Schritt für Schritt, also Schicht für Schicht ihre Haufen bauen. Vom Holzschlagen im verschneiten Wald bis zum Abpacken in Sechs-Kilogramm-Säcke mit dem nötigen Können und Gespür für das Material und Timing.
Fritz Hauser fügt zu allem stimmige Perkussionsklänge bei. Kameramann Pio Corradi hat die wunderbaren Bilder eingefangen vom Handwerk und der von Rauch- und Nebelschwaden durchzogenen Landschaft. Seit 2011 gilt die Holzköhlerei offiziell als immaterielles Kulturgut des Unesco-Inventars.
Köhlernächte
Regie: Robert Müller
Ab Do, 11.1., im Kino