Eine Gruppe Mädchen, die sich über Baugespanne im Rasen wundert. Stumme Mieter im Lift. Ein Clochard, der durch Kelleretagen schleicht. Und eine Sängerin, die Arien über Verlust und Abschied schmettert. Im Film «Brunaupark» spürt man sofort, dass hier grössere Veränderungen im Anzug sind.
In ihrem ersten langen Dokumentarfilm erzählen Felix Hergert und Dominik Zietlow von einem stadtbekannten Zürcher Fall: Zwischen 2020 und 2023 hat die Pensionskasse der Credit Suisse in der gleichnamigen Siedlung im Süden Zürichs fast 250 Mietparteien gekündigt, um den zwischen 1980 und 1996 erstellten Komplex durch profitablere Neubauten zu ersetzen.
Viele Bewohner ziehen in der Folge aus, andere strengen Prozesse oder Fristerstreckungen an. Dennoch findet im Laufe von drei Jahren ein Wandel statt: Statt Familien ziehen feierlustige Kurzzeitmieter in die Wohnungen, während der alte Ciccio, der einst eine beliebte Bar betrieb, Freunde zum Privattreff in seine Wohnung lädt.
Persönliche Anekdoten anstatt Mahnfinger
Das Spezielle am Film «Brunaupark» ist, dass die Gentrifizierung nicht im Mahnfinger-Stil, sondern mittels persönlicher Anekdoten erzählt wird. Die Regisseure verzichten auf Off-Kommentare und Timelines, beobachten dafür die Mieter umso präziser. So schwingt in der vom Abriss bedrohten Siedlung stets der menschliche Faktor mit, während aus dem eingezäunten Credit-Suisse-Gebäude weiter oben am Hang scheinbar nur Miniaturen zum Joggen rauskommen.
Eine Parteinahme kann man den Filmern also nicht absprechen. Muss man auch nicht, denn die städtischen Verdrängungskämpfe wiederholen sich überall. Aktueller Stand der Dinge nach richterlichem Entscheid in Zürich: Es darf weder abgerissen noch gebaut werden. Klar ist nur: Den Brunaupark gibt es noch, die Credit Suisse dagegen nicht mehr.
Brunaupark
Regie: Felix Hergert, Dominik Zietlow, CH 2024, 91 Minuten
Ab Do, 29.8., im Kino