So einen wie Emil hätte es eigentlich nicht geben dürfen, jedenfalls nicht, wenn es nach seiner streng bürgerlichen Mutter gegangen wäre. Aber mit 22 Jahren hatte Emil Steinberger genug als Postschalter-Beamter. Stattdessen absolvierte er eine Grafikausbildung und trat in Kabaretts auf.
Die Filmbiografie «Typisch Emil» zeichnet eine Karriere nach, die auch im Ausland grosse Resonanz fand. Bloss die Jahre mit seiner ersten Ehefrau Maya, die mit ihm das Kleintheater Luzern gründete, werden ausgeblendet. Das ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass Regisseur Phil Meyer eng mit dem Porträtierten und dessen zweiter Ehefrau Niccel zusammenarbeitete.
Spannend bleibt das Biopic trotzdem, etwa wenn Weggefährten der ersten Stunde wie Franz Hohler zu Wort kommen: «Emils Stärke ist nicht das Schreiben, sondern das Entwickeln von Figuren aus der Improvisation.»
Auch Emils Verletzlichkeit wird sichtbar
Meyer würdigt den 91-Jährigen, der liebevoll-verstockte Figuren auf die Bühne brachte, um die schweizerische Bünzligkeit zu karikieren. Und er zeigt Steinbergers Vielseitigkeit, wenn dieser sich als Filmschauspieler («Die Schweizermacher»), Kinobesitzer, Manegenstar im Circus Knie oder Werber laufend neu erfand. Er zeigt aber auch die Krisen, als Emil in den späten 80ern nach New York zog, weil er den Rummel und die Schlagzeilen nicht mehr ertrug.
Es ist diese verletzliche Seite von Steinberger, die «Typisch Emil» sehenswert macht. Etwa wenn er erzählt, wie seine Mutter 1977 zwar zu einem seiner Circus-Knie-Auftritte kam, aber dann doch nur die Pferdenummer von Fredy Knie Senior gut fand. Solche Szenen gehen ans Herz, und man wird gewahr, wie sehr sich Emil Steinberger nicht nur auf der Bühne in Menschen einfühlen konnte. Sondern auch, wie es zuweilen in ihm drin aussehen musste.
Typisch Emil
Regie: Phil Meyer, CH 2024
123 Min., ab Do, 7.11., im Kino