Schon wieder Brecht. Gerade war «Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm» in den Kinos zu sehen. Ein verspieltes Stück Film, in dem Lars Eidinger den Dramatiker aus Augsburg als so arroganten wie visionären Kapitalismus-Kritiker spielte. Keine leichte Vorgabe für Tom Schilling und Burghart Klaussner, die Bertolt Brecht (1898–1956) nun im Fernseh-Zweiteiler mit dem programmatischen Kürzesttitel «Brecht» verkörpern.
Doch Regisseur Heinrich Breloer hat ganz anderes vor als sein Kollege Joachim A. Lang, der sich auf die Dreigroschen-Thematik festlegte. «Brecht» ist als Doku-Fiction konzipiert: Gespielte Szenen werden mit dokumentarischen Einschüben sowie Erinnerungen von Zeitgenossen ergänzt. Breloer beherrscht diese Collagentechnik, wie er mit «Die Manns» (2001) oder «Speer und er» (2004) eindrücklich bewiesen hat.
Starke Frauen stehen im Zentrum
Tom Schilling spielt den jungen Brecht bis zur Machtergreifung Hitlers 1933, Burghart Klaussner den Theatermacher ab 1945. Die Exil-Jahre erscheinen am Rand, geht es Breloer doch um den «Mythos Brecht». Dieser zeichnete sich in des Dichters Jugend ab, als sich der Student als Genie sah, und verfestigte sich in der DDR, als Brecht Theatergeschichte mit dem «Berliner Ensemble» schrieb.
Auch Brechts Widersprüchlichkeit wird deutlich: Der Kommunist mit Vorliebe für teure Autos, der Moralist als notorischer Frauenheld und Fremdgeher. Im Zentrum von «Brecht» stehen denn auch die vielen starken Frauen, allen voran Helene Weigel, im zweiten Teil eindrücklich gespielt von Adele Neuhauser.
Als Nebenprodukt seines Zweiteilers reicht Breloer die Dokumentation «Brecht und das Berliner Ensemble» nach. Darin lässt er weitere Zeitzeugen zu Wort kommen und überrascht mit unbekannten Film- und Tonaufnahmen von Brechts Probenarbeit.
Brecht (1+2/2)
Regie: Heinrich Breloer
D 2018, 2 x 90 Minuten
Fr, 22.3., 20.15/21.45 Arte
Mi, 27.3., 20.15/21.45 Das Erste
Brecht und das Berliner Ensemble
Regie: Heinrich Breloer
D 2018, 53 Minuten
Fr, 22.3., 23.20 Arte