Dok-Film: Gefangen in der Maschine
Thomas Robsahm hat eine Musikdok über die norwegische Band A-ha gedreht. «A-ha – The Movie» überrascht mit seiner Ehrlichkeit.
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Kulturtipp 21/2021
Simon Knopf
Kaum aus Zufall hat Regisseur Thomas Robsahm diese Szene in die Mitte seines Films gesetzt: Eben haben A-ha eines ihrer Konzerte beendet. Jetzt verschwinden die drei Bandmitglieder in drei schwarzen Limousinen, wo jeder für sich auf ein Smartphone oder ins Leere starrt. Tausende Fans haben ihnen zugejubelt, ihre Hits mitgesungen. Die drei Musiker aber, die haben sich nichts mehr zu sagen.
Gut vier Jahre lang hat der Regisseur Sänger Morten Harket, Keyboarder Magne Furuholm...
Kaum aus Zufall hat Regisseur Thomas Robsahm diese Szene in die Mitte seines Films gesetzt: Eben haben A-ha eines ihrer Konzerte beendet. Jetzt verschwinden die drei Bandmitglieder in drei schwarzen Limousinen, wo jeder für sich auf ein Smartphone oder ins Leere starrt. Tausende Fans haben ihnen zugejubelt, ihre Hits mitgesungen. Die drei Musiker aber, die haben sich nichts mehr zu sagen.
Gut vier Jahre lang hat der Regisseur Sänger Morten Harket, Keyboarder Magne Furuholmen und Gitarrist Pal Waaktaar-Savoy für «A-ha – The Movie» begleitet. Dabei ist ein über weite Strecken konventionelles Filmporträt entstanden. Interviews, Tournee-szenen und Aufnahmen von den Vorbereitungen zum «MTV Unplugged»-Konzert rahmen die Bandgeschichte ein. Chronologisch erzählt Rob-sahm von drei Musikern, die lieber in London scheitern, als im verstaubten Norwegen der 1970er zu versauern. Und die mit ihrem Hit «Take On Me» 1985 den Durchbruch schaffen. Dazwischen gibt es kreischende Fans, 80er-Dauerwellen und alte «Bravo»-Covers.
Streite über Autorenschaft
Trotz gewisser Längen ist die Dok sehenswert. Denn der Film demontiert mit einer seltenen Ehrlichkeit jegliche Vorstellung von Bandromantik. Kaum je sieht man die drei miteinander sprechen. Stattdessen widersprechen sie sich in Einzelinterviews wie Politiker im Wahlkampf. Das anfängliche Gefühl von schicksalshafter Fügung ist dem Trio längst abhanden gekommen. Streite über Autorenschaft, Ruhmesmüdigkeit und ein zwanghafter Wunsch, ein musikalisches Erbe zu schaffen – die drei könnten einem bisweilen leid tun. Gänzlich vereinnahmt und geplagt scheinen sie von dieser Maschine, die A-ha in den Augen von Magne Furuholmen geworden ist. Wäre da nicht doch diese Abgeklärtheit. «A-ha war nie eine Band aus Freunden», sagt Waaktaar-Savoy im Film. Ja, wen interessieren schon die Streitereien von drei Männern, wenn ihre Musik den Menschen noch immer Freude bereitet.
A-ha – The Movie
Regie: Thomas Robsahm
N 2020, 108 Minuten
Ab Do, 7.10., im Kino