Sie sind «anständig, tüchtig und tapfer». Sie sind aber auch «laut, frech und unanständig». Ja, was sind sie denn nun, die Ausländer? Mit welchen Stereotypen wir in der Schweiz Fremden begegnen, zeigen die zwei Regisseure Fabian Kaiser und Luca Ribler in «Televisionen». Für den Doku-Essay haben sie Bildmaterial aus dem Archiv des Schweizer Fernsehens zu einer Collage montiert, die das Klischeedenken des Einzelnen entlarvt, aber auch Widersprüchlichkeiten in der Medien­berichterstattung aufdeckt. Auf Schnipsel über «nigerianische Drogendealer» folgen solche zu «fröhlichen Afrikanern» im Zirkus. Bilder von humanitärem Engagement kontrastieren zu Bildern von italienischen Arbeitern, die abgeschoben werden. James Schwarzenbach wird Christoph Blocher gegenübergestellt, Sequenzen zur Überfremdungsinitiative von 1970 werden Aufnahmen zur Massen­ein­wan­de­rungs­initiative von 2014 angefügt. 

Besonders spannend: Die weibliche Erzählstimme nimmt die Rolle einer generischen «Fremden» ein. Sie wiederholt jene Sätze in der Ich-Form, die Nachrichtensprecher und Passanten über Gastarbeiter, Expats, Migranten und Muslime sagen. Die mal abschätzigen, mal gönnerhaften Aussagen werden so der Lächerlichkeit preisgegeben; das Objekt «Ausländer» wird als Mensch spürbar. Im Anschluss an «Televisionen» zeigt SRF zwei um 21.00 Uhr die Diskussionsrunde «Talk – Fremdes Pack und Füdlibürger». 

Televisionen 
Regie: Fabian Kaiser, Luca Ribler 
CH 2018, 50 Minuten 
Di, 27.11., 20.10 SRF zwei