«Auf Goethes Spuren», steht auf dem Schild am Stadtmuseum in Weimar. Wo sich Touristen auf die Pfade des Dichterfürsten begeben, kommt auch der deutsche Regisseur Rosa von Praunheim mit einer flamboyanten Theater-Truppe vorbei. Mitten in der Stadt führen sie Szenen aus «Faust II» auf. Ein lüsterner Mephisto: «Die Racker sind doch gar zu appetitlich!» Es ist nicht die einzige von Goethes Andeutung auf Homosexualität, denen von Praunheim in seinem Dokfilm nachgeht. In der Weimarer Klassik gab es einen regelrechten Freundschaftskult unter Männern. Der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim etwa hat unzählige Briefe an Freunde geschrieben – über 14 000 «Küsse» zählten Forscher darin. Ausgelebte Homosexualität hingegen war verpönt. Rosa von Praunheim mischt in seinem experimentellen Film Theater- und Dok-Elemente, lässt Germanistinnen zu Wort kommen und Schauspieler streiten. Und er fragt: Was geschah wohl hinter den Kulissen?

Männerfreundschaften 
Regie: Rosa von Praunheim
D 2019, 86 Minuten
Mo, 8.7., 23.50 Arte