«Glückwunsch, Sie müssen nicht mehr arbeiten!», heisst es zur Begrüssung. Klingt zu gut, um wahr zu sein. Und ist natürlich nur der provokante Einstieg in die interaktive Doku-Webserie «Einfach gut leben» von Arte. Die gleichnamige Smartphone-App hinterfragt kritisch das bedingungslose Grundeinkommen, stellt Gedankenexperimente über moralisch korrektes Handeln an und blickt in die Zukunft: Wie wird sich unsere Arbeits- und Lebensrealität entwickeln? Zynisch zwinkernd werden so ernste Inhalte vermittelt und Nutzer zur Reflexion gekitzelt. Das wirft Fragen auf – 10-minütige Videosequenzen geben Antworten. Regisseur Yuval Orr hat für diese Kurzdokus weltweit alternative Gesellschaftsmodelle analysiert, lässt Kritiker und Befürworter des Grundeinkommens erzählen.
Die gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk entwickelte App steht sinnbildlich für die Experimentierfreude mit neuen Erzählformen bei Arte. Kay Meseberg, Leiter der internen «Mission Innovation», denkt bereits heute über das Fernsehen von übermorgen nach. Mit der kostenlosen «ARTE360 VR»-App, mit Virtual-Reality-Produktionen und Games lotet sein Team Grenzen und Möglichkeiten der Vermittlung aus. So lässt sich mit VR-Brillen in faszinierende Welten abtauchen.
Themen auf unbekannte Art vermitteln
Etwa in der Doku «Dolphin Man VR», die den 14-fachen Freitauch-Weltmeister William Trubridge in die Tiefe begleitet. Oder in «Notes on Blindness»: Die VR-App macht Blindheit auf poetische Weise erfahrbar. Zeitungsrascheln, Schritte und Flügelschläge erhellen wie glühende Funken den Bildschirm, während Autor und Theologe John Hull vom Verlust seines Augenlichts erzählt. Die interaktive App ergänzt den Dokfilm.
Richtig eintauchen lässt es sich nur mit VR-Brillen. Dabei reicht eine selbst gebastelte Kartonhalterung fürs Smartphone fürs räumliche Erleben (https://vr.google.com/cardboard). «Ziel der Produktionen ist es, herauszufinden, inwiefern diese neuen Formen einen kreativen Umgang mit Technologie ermöglichen, und zu sehen, welche neuen Wege der Verbreitung von Programmen interessant und sinnvoll sind», sagt Meseberg über das Ziel des vielfältigen Web-Angebots. Man möchte Themen auf bisher unbekannte Art und Weise vermitteln. So wie beim VR-Sound-Erlebnis «-22,7°»: Knirschende Gletscher, eisiger Wind und experimentelle Klänge von Electro-Produzent Molécule machen die Arktis erfahrbar. Und streifen unverkrampft Themen wie den Klimawandel.
Französische Rapper hautnah, «Der Schrei» von Edvard Munch im virtuellen Museum oder Mozarts Krönungsmesse direkt im Orchester: Optisch und akustisch überzeugen die Produktionen durchwegs. Nur selten holpert es mit der Technik, und die Apps bleiben hängen. Kinderkrankheiten, die hinter den oft faszinierenden Inhalten verschwinden.
Arte – digitale Produktionen
www.arte.tv/webproductions
ARTE360 VR
Kostenlose App für iOS und Android.
Einfach gut leben
(Earn a Living)
Kostenlose App für iOS und Android.
www.earn-a-living.com
Notes on Blindness
Kostenlose App für iOS und Android.
http://notesonblindness.arte.tv/