Wer bei der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) nur an endlose Bücherreihen denkt, irrt. Seit Eröffnung der NB im Jahr 1895 umfasst die Sammlung nebst Büchern und Zeitschriften auch Handschriften, Grafiken und Fotografien. Immer mehr dieser Bestände sind online zugänglich. Die digitalen Sammlungsbestände bringen gewisse Vorteile mit sich. So werden Originale geschont und langfristig lesbar gemacht – lange über die «Haltbarkeit» originaler Handschriften hinaus.
Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) ist eine wichtige Abteilung der NB und übernimmt immer wieder neue Archiv-Bestände – 2018 unter anderen vom Schriftsteller und Begründer der Konkreten Poesie Eugen Gomringer oder Donata Berra, einer Berner Autorin und Übersetzerin. Daneben betreut das SLA das Archiv von Blaise Cendrars sowie eine Reihe von Verlagsarchiven, etwa von Arche und Ammann. Eine Auswahl dieser Perlen findet sich im Netz. Aus Friedrich Dürrenmatts Nachlass beispielsweise hat das SLA alle Fotos digital verfügbar gemacht. «Digital verfügbar» heisst indes nicht «überall online verfügbar»: Aus Urheberrechtsgründen sind diese Digitalisate nur in den NB-Räumlichkeiten einsehbar.
Andere Schätze wiederum finden sich auf e-manuscripta.ch, einer Plattform für digitalisierte Handschriften, die von der Zentralbibliothek Zürich, der Universitätsbibliothek Basel und der ETH-Bibliothek gemeinsam mit der NB betrieben wird. Hier gibt es etwa Manuskripte, zusammengetragen vom Langenthaler Schriftsteller Hans Rhyn (1888–1967): Handschriften von Beethoven, Marie Curie oder Newton und viele mehr. Gegen 260 Dokumente sind frei einsehbar. Ausserdem lagern auf e-manuscripta.ch 1500 Dokumente des Schweizerischen Rilke-Archivs – vor allem Briefe, die den Dichter ganz privat zeigen. Die Scans sind hochaufgelöst und können heruntergeladen werden, selbstredend nur unter Berücksichtigung der Quellenangaben.
Auf opendata.swiss, einem Projekt von Bund und Kantonen, hat es weitere Schätze aus dem SLA, etwa den Nachlass Friedrich Glausers. Darunter sind nebst Lyrik und Briefen frühe Fassungen aller Erzählungen und Romane. Insgesamt stehen 741 Dokumente auf 5176 Seiten zur Verfügung – ein Download von 4,9 Gigabyte Grösse. Daneben sind hier grosse Bestände von Rainer Maria Rilke und Annemarie Schwarzenbach auffindbar.
Wer nicht Riesen-Datenpakete herunterladen will, ist mit
commons.wikimedia.org gut bedient. Die NB stellt dort mehr als 3000 Fotos von Schwarzenbach zu Verfügung. Sie können gezielt durchsucht werden, um nur ein paar wenige Bilder auszuwählen. Tipp: Sucht man unter commons.wikimedia.org nach «Swiss National Library», erscheinen weitere NB-Bestände. Zum Beispiel 1300 historische Gebäude-Ansichten aus der ganzen Schweiz, fotografiert vom Orientalisten Max van Berchem (1863–1921).
Daneben richtet die NB auf e-periodica.ch, einer Datenbank für digitalisierte schweizerische Zeitschriften der ETH Zürich, ein wahres Fest für Zeitschriftenfans aus. So wurden die Jahrgänge 1875 bis 2010 des «Nebelspalters» digitalisiert – genauso wie alle Ausgaben des «Schweizerischen Handelsamtsblatts» von 1883 bis 2014 und weiterer Zeitschriften.