Zu acht quetschten sich die Teenager ins Auto. Ohne Frage war die Stimmung auf der Fahrt nach Atlanta aufgekratzt, waren sie doch unterwegs an ihr erstes Grateful-Dead-Konzert. Rückblickend eine magische Nacht. Diese nostalgische Alt-68er-Erinnerung findet man als Kommentar unter einer Konzertaufnahme von 1974 auf der Plattform «Internet Archive». Eines von tausenden Konzerten, die kostenlos angehört, kommentiert und runtergeladen werden können.
Seit 1996 häuft die digitale Bibliothek Millionen Bücher, Filme, Software, Musik und Links zu Websites an. Das Ziel: sämtliche Inhalte für Rechercheure, Historiker und Schüler zugänglich zu machen. Die in San Francisco gegründete Non- Profit-Organisation ist heute offiziell als Bibliothek zugelassen. Tragender Pfeiler ist das Life Music Archive mit über 170 000 Konzertaufnahmen von der Hippie-Ära der 60er und 70er bis zu Shows der Avantgarde-Popper von Animal Collective, die 2016 im New Yorker Irving Plaza aufgenommen wurden. Je nach Quelle schwankt die Qualität von lausigen Mikrofonaufnahmen aus dem Publikum bis zu glasklaren Radiomitschnitten. Runterladen lassen sich die Stücke im verlustfreien Flac-Format unkompliziert per Rechtsklick auf den Downloadpfeil.
Legal hören, teilen und runterladen
Auch digitalisierte Platten sind zu finden: Von Jazz über Pop und World bis zu elektronischen Klängen wurden bisher 285 000 LPs von Sammlern «gespendet». Ist das Urheberrecht erloschen, was in den meisten Ländern 50 oder 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers der Fall ist, dürfen die Aufnahmen legal gehört, geteilt und runtergeladen werden.
Nun kommen auf einen Schlag 100 000 Platten dazu: Gemeinsam mit der Boston Public Library werden historische Vinyls von Klassik bis zu obskuren Sounds digitalisiert. Im eigenen Blog sagt Projektleiter C.R. Saikley dazu: «Die LP war unser primäres Musikmedium während über einer Generation. Von Elvis zu den Beatles und The Clash war sie Zeugin der Geburt von Rock ’n’ Roll und Punk Rock. Von den 1950er bis in die 1980er ist sie integraler Bestandteil unserer Kultur. Uns ist es deshalb wichtig, sie für künftige Generationen zu bewahren.»
Neben Internet Archive sammeln auch andere Plattformen Musik und machen diese frei zugänglich. Ob der riesigen Flut an Stücken kann dabei leicht der Überblick verloren gehen. Der Spass am Stöbern aber überwiegt. Besonders dann, wenn ein persönlich erlebtes Konzert gefunden wird und die Erinnerungen unvermittelt sprudeln.
Kostenlose Musikarchive
Internet Archive
Unzählige Stilrichtungen, LiveMitschnitte und andere Medien. Profil anlegen, kommentieren, liken und downloaden möglich.
www.archive.org
Jamendo
Indie, Pop, Jazz, Electronica, World etc. Profil notwendig für Download, zusätzlich kuratierte Radios.
www.jamendo.com
Free Music Archive
Blues, Klassik, Rap, Jazz etc. Download nur in MP3-Qualität.
www.freemusicarchive.org
NoiseTrade
Musik von Indie-Bands und -Labels, Download im Tausch gegen Mailadresse oder Facebook-Kontodaten, zusätzlich englische E-Books.
www.noisetrade.com