Der Louvre in Paris, die Uffizien in Florenz oder das Londoner Westend sind klassische Anziehungspunkte kulturell interessierter Städtereisender. Diese Kulturattraktionen sind überfüllt und sehr teuer, weil alle diese Ziele ansteuern. Da lohnt sich ein Blick auf Kulturorte, die viel zu bieten haben, aber weniger bekannt sind.
Chagall in Riga
Zum Beispiel die lettische Hauptstadt Riga. Die Europäische Kulturhauptstadt 2014 wartet mit zahlreichen Events auf. Die Veranstaltungen reichen von Konzerten, Opernaufführungen und Volksfesten bis hin zu Kunstperformances – mit dem Highlight einer Chagall-Ausstellung (bis Mitte Juli). Das erst vor einem Jahr eröffnete Daugavpils Mark Rothko Art Centre zeigt bedeutende Werke des in Weissrussland geborenen französischen Expressionisten.
Auch die Ausstellung «Visionäre Strukturen. Von Ioganson bis Johansons» in der Nationalbibliothek im Juli befasst sich mit der Avantgarde des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt auf Werken von sieben lettischen Künstlern unterschiedlicher Generationen, darunter Karl Ioganson (1890–1929), Gustav Klutsis (1895–1938) sowie Voldemars Johansons (1980). Die Frau der 20er-Jahre steht im Mittelpunkt der Ausstellung «Die moderne Weiblichkeit», die bis September im Museum Romans Suta und Aleksandra Belcova zu sehen ist. Gemälde, Grafiken und Fotos stellen die Lebensveränderungen lettischer Frauen durch den Ersten Weltkrieg und die Gründung des unabhängigen lettischen Staates dar.
Für Theaterfreunde, denen London zu anstrengend und Wien zu barock ist, kann das gemächlichere Edinburgh attraktives Reiseziel sein. Ganz oben auf der Terminliste sollte das jährlich im August stattfindende Edinburgh Festival Fringe stehen, eine Nebenveranstaltung des Edinburgh International Festivals. Das «Fringe» wurde 1947 gegründet, als acht Theatergruppen neben dem Edinburgh Festival eigene Auftritte organisierten. Das dreiwöchige Festival ist vorwiegend auf Theater und Komödie ausgerichtet. Das Spektrum der Aufführungen reicht von Shakespeare bis zu zeitgenössischen Bühnenautoren und Improvisationen.
Musical in Edinburgh
Auch unter dem Jahr haben rund ein Dutzend grössere Bühnen der schottischen Hauptstadt viel zu bieten. So führt das King’s Theatre in diesem Jahr u.a. Bühnenstücke der bekannten TV-Serien «Der Doktor und das liebe Vieh» und «The Addams Family» sowie im Herbst den ursprünglich als Radiohörspiel geschriebenen Krimi-Klassiker «The Mousetrap» von Agatha Christie auf. Ebenfalls im King’s Theatre: Das Broadway-Puppenmusical «Avenue Q». Weiteres Musical-Highlight: «Wicked – The Untold Story Of The Witches Of Oz», das im Edinburgh Playhouse ab November zu sehen ist. Weitere Theaterprogramme, die vor einem Edinburgh-Trip zu sichten sind: Traverse Theater (Alternativ), Festival Theater (Ballett, Oper, Musical, Komödie), Bedlam Theater (Studententheater), Royal Lyceum Theater (klassische Theaterstücke) und Ross Bandstand (Open-Air-Bühne unterhalb des Edinburgh Castle).
Dresden: Barenboim …
Für Liebhaber klassischer Musik lohnt sich dieses Jahr ein Abstecher nach Dresden. So jährt sich in diesem Jahr der 150. Geburtstag von Richard Strauss, welcher dort 9 seiner 15 Opern uraufführte. Die weltbekannte Semperoper widmet dem Jubiläum im November die «Richard-Strauss-Tage». In drei Zyklen werden die Strauss-Opern «Capriccio», «Daphne» und «Arabella» aufgeführt. Die Oper «Elektra», deren Uraufführung die Zeitgenossen von 1909 brüskierte, wird zum Jubiläum neu inszeniert. Auch eine zweiteilige Ballett-Hommage soll an den deutschen Komponisten erinnern.
Ein musikalisches Aushängeschild der sächsischen Landeshauptstadt sind die Dresdner Musikfestspiele. Sie haben sich in ihrer mehr als dreissigjährigen Geschichte als kulturelle Veranstaltungen für nationale und internationale Gäste etabliert. Die diesjährigen Festspiele stehen unter dem Motto «Goldene 20er». Zahlreiche namhafte Orchester und hochkarätige Solisten werden erwartet, so der berühmte Dirigent und Pianist Daniel Barenboim, die Staatskapelle Berlin sowie das Leipziger Gewandhausorchester unter der Leitung von Riccardo Chailly.
Kein Besuch in Dresden führt an seinem Wahrzeichen, der neu aufgebauten Frauenkirche, vorbei. Hier gibt im September die berühmte Dresdner Philharmonie ein Gastkonzert. Für Klassikfans mit Outdoor-Faible bietet sich im Juli «Klassik picknickt» an. Dirigiert von Christian Thielemann wird die Sächsische Staatskapelle unter freiem Himmel Werke von Strauss, Beethoven und von Weber darbieten.
… und Led Zeppelin
Wer mehr auf Rock- und Popmusik steht, kommt in Dresden auch auf seine Kosten. Etwa wenn der legendäre Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant Mitte Juli auf der Freilichtbühne Junge Garde auftritt. Oder wenn Neil Young und Crazy Horse bei den Filmnächten am Elbufer spielen. Weitere Alternative zur Klassik: Die im November stattfindenden 14. Jazztage Dresden mit Grössen der nationalen und internationalen Jazzszene wie Max Mutzke oder Maceo Parcer.
Und das Budget? Egal, ob nach Riga, Dresden oder Edinburgh: Ein Kulturtrip muss kein Vermögen kosten. So sind die Eintrittspreise in lettische Museen mit maximal rund 5 Franken pro Erwachsenen erfreulich tief. Und wer nicht unbedingt in der ersten Reihe sitzen muss, kommt auch bei Konzerten in Dresden oder Theateraufführungen in Edinburgh relativ glimpflich davon. Neben den Kosten für Übernachtungen sind die Flüge einzukalkulieren. Sie liegen bei allen drei Reisezielen zwischen 300 und 400 Franken.
Sie finden im Anhang eine Übersicht zu Europäischen Kulturevents in den drei Städten im Überblick.